Faktencheck: Gerüchte und Wahrheiten zum Thema Baden Von Larissa Schwedes, dpa

Mit vollem Magen nicht ins Wasser - diesen Tipp dürften die meisten
kennen. Aber was ist wirklich dran? Ein Faktencheck der gängigsten
Thesen rund ums Baden und seinen Gefahren.

Berlin (dpa) - Ferienzeit ist Badezeit - zumindest, wenn das Wetter
mitspielt. Jedes Jahr kommen spätestens zu Beginn der Freibadsaison
gefühlte Wahrheiten und viele Ratschläge zum Thema Baden auf. Aber
was davon stimmt wirklich?

BEHAUPTUNG: Mit vollem Magen ins Wasser zu gehen ist gefährlich.

BEWERTUNG: Stimmt teilweise.

FAKTEN: Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) rät in ihren
Baderegeln, nicht mit vollem Magen baden zu gehen. Grund dafür ist,
dass der Körper Energie zum Verdauen benötigt. Notfälle, die durch
Baden mit vollem Magen entstanden sind, lassen sich jedoch nicht
nachweisen. Als noch gefährlicher gilt allerdings ein ganz leerer
Magen. Damit fehlt dem Körper erst recht die nötige Energie, die er
braucht, um sich über Wasser zu halten. Laut DLRG führt Baden mit
leerem Magen regelmäßig zu Notarzteinsätzen.

BEHAUPTUNG: Ertrinkende rudern wild mit den Armen und schreien.

BEWERTUNG: Stimmt nicht.

FAKTEN: «Das ist wirklich ein Mythos. Ein Ertrinken, wie man es aus
Hollywoodfilmen kennt, gibt es nicht», sagt DLRG-Sprecher Achim
Wiese. Wer ertrinkt, wird in der Regel vorher bewusstlos. Dabei gerät
häufig der Kopf unter Wasser und die Stimmbänder verkrampfen sich.
Der Bewusstlose bekommt keine Luft mehr, so dass die eigentliche
Todesursache Ersticken und nicht Ertrinken ist. Alternativ kann
Wasser in die Lunge gelangen, was auch zum Tode führen kann. Aber:
«Beides passiert leise», so der DLRG-Sprecher.

BEHAUPTUNG: Die meisten Todesfälle durch Ertrinken gibt es am Meer.

BEWERTUNG: Stimmt nicht.

FAKTEN: In Seen, Teichen oder Flüssen, kommen in Deutschland deutlich
mehr Menschen ums Leben als im offenen Meer - im vergangenen Jahr
waren es fast 16 mal so viele. Während 2018 laut der
Ertrinkungsstatistik 233 Menschen in Seen und Teichen und 161 in
Flüssen starben, waren es im Meer gerade einmal 25.

BEHAUPTUNG: Im Wasser kann man keinen Sonnenbrand bekommen.

BEWERTUNG: Stimmt nicht.

FAKTEN: Ein Teil der UV-Strahlen dringt in das Wasser ein. Zudem: Der
Kopf etwa bleibe die meiste Zeit über der Wasseroberfläche, sagt
DLRG-Sprecher Wiese. Auch medizinische Institute wie der britische
National Health Service (NHS) warnen vor der gefährlichen Kombination
von Sonne und Wasser: Durch die kühlende Wirkung des Wassers merke
man oft gar nicht, wenn die Haut verbrenne. Außerdem reflektiere das
Wasser auch UV-Strahlen, was sie für die Körperstellen außerhalb des

Wassers noch gefährlicher mache.

BEHAUPTUNG: Viele Menschen in Deutschland können nicht schwimmen.

BEWERTUNG: Stimmt teilweise.

FAKTEN: Seit Jahren warnt die DLRG davor, dass sich durch die
Schließung von Schwimmbädern Deutschland zum «Land der
Nichtschwimmer» entwickeln könnte. Die letzten beiden Forsa-Umfragen
im Auftrag der DLRG aus den Jahren 2010 und 2017 zeigen jedoch:
Zumindest der Anteil der Nichtschwimmer hat sich nicht vergrößert.

Während sich 2010 rund zehn Prozent der Befragten ab 14 Jahren als
Nichtschwimmer einstuften, waren es 2017 nur noch drei Prozent. Bei
den Kindern sieht die Bilanz etwas negativer aus: Der Anteil an
Kindern von sechs bis zehn Jahren, die von ihren Eltern als
Nichtschwimmer eingestuft wurden, blieb konstant bei zehn Prozent.
Der Anteil der unsicheren Schwimmer stieg bei den Kindern leicht an -
von einem guten Viertel (26 Prozent) auf ein knappes Drittel (31
Prozent).

Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) warnt auf ihrer
Internetseite: «Wenn ein Kind mit neun oder zehn Jahren noch nicht
sicher schwimmen kann, müssen die Eltern aktiv werden. Das heißt:
Selbst mit dem Kind üben oder es zum Schwimmkurs schicken.»