Zuspruch für Spahns Pläne für Verbot von «Konversionstherapien»

Gesundheitsminister Spahn will sogenannte Konversionstherapien zur
«Umpolung» von Homosexuellen verbieten. Das Gesetz soll noch dieses
Jahr auf den Weg gebracht werden.

Berlin (dpa) - Für seinen Vorstoß, sogenannte Konversionstherapien
zur «Umpolung» von Homosexuellen zu verbieten, bekommt
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) breite Unterstützung. «Es

ist gut, dass die Vorbereitung eines Verbots der menschenverachtenden
Umpolungstherapien nun endlich Fahrt aufnimmt», sagte der für Lesben-
und Schwulenpolitik zuständige FDP-Bundestagsabgeordnete Jens
Brandenburg am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Lesben- und
Schwulenverband (LSVD) lobte das Vorhaben als überfälligen Schritt.
In der «Augsburger Allgemeinen» sagte LSVD-Sprecher Markus Ulrich:
«Wir fordern eine umfassende Ächtung dieser Angebote - insbesondere
junge Lesben, Schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen
brauchen diesen Schutz».

Man hoffe, dass der Gesundheitsminister jetzt Wort halte und die
Koalition schnell einen Gesetzentwurf vorlege, sagte Ulle Schauws von
der Grünen-Bundestagsfraktion. «Es ist ein Skandal, dass im Jahr 2019
Pseudotherapien, die darauf abzielen, die homosexuelle Orientierung
zu ändern, nach wie vor in Deutschland stattfinden». Die
SPD-Abgeordnete Hilde Mattheis rechnet im Bundestag mit einer breiten
Zustimmung für die Verbotspläne. «Die meisten Abgeordneten sind sich

im Ziel einig: Wir wollen, dass kein Mensch mehr hierzulande unter
Konversionsmaßnahmen zu leiden hat», erklärte sie am Dienstag.

Auch im Bundesrat droht kein Widerstand, denn die Länderkammer selbst
hatte schon im Mai die Bundesregierung aufgefordert, ein Verbot
solcher Therapien zu prüfen. Spahn kündigte nun an, eine solche
Regelung noch in diesem Jahr auf den Weg bringen zu wollen. Darüber
werde er jetzt Gespräche aufnehmen mit dem Bundesjustizministerium.
Es geht seinen Angaben nach dabei um strafrechtliche Aspekte, um
berufsrechtliche Aspekte für Therapeuten oder Ärzte, die solche
Behandlungen anbieten und um sozialrechtliche Aspekte, damit
verhindert wird, dass die Behandlungen über die Krankenkassen
abgerechnet werden.

Zahlen liegen nicht vor, aber die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
geht von Tausenden Fällen pro Jahr in Deutschland aus, in denen
versucht wird, Homosexuelle mit fragwürdigen Therapien zu «heilen».
Das reiche vom familiären Umfeld, Coaches und Therapeuten über Gebete
bis hin zu Exorzismus, sagte der geschäftsführende Vorstand Jörg
Litwinschuh-Barthel.

Die Stiftung hatte im Auftrag von Spahn zwei Gutachten und die Arbeit
eines Expertengremiums zum Thema fachlich begleitet. Die Gutachter
kommen in ihren am Dienstag vorgelegten Stellungnahmen zu dem
Schluss, dass ein Verbot solcher «Umpolungsversuche» sowohl
medizinisch geboten als auch rechtlich möglich sei.