Todesfälle auf Baby-Station in England: Krankenschwester verdächtigt

Nach auffällig vielen Todesfällen auf einer Neugeborenenstation im
englischen Chester hat die Polizei eine ehemalige Krankenschwester
der Klinik festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, mindestens acht Babys
getötet zu haben.

Chester (dpa) - Nach dem Tod mehrerer Babys in einer britischen
Klinik hat die Polizei eine ehemalige Krankenschwester festgenommen,
die auf der Neugeborenenstation des Krankenhauses in Chester im
Nordwesten Englands gearbeitet hat. Der 29 Jahre alten Frau wird
vorgeworfen, mindestens acht Neugeborene getötet zu haben. Das
berichteten britische Medien am Montag unter Berufung auf die
örtliche Polizei.

«Wir sind uns voll darüber im Klaren, dass es eine hohe Belastung für

alle Beteiligten bedeutet», wurde Kriminalinspektor Paul Hughes in
Medienberichten zitiert, «einschließlich der Familien der Babys, des
Personals und der Patienten im Krankenhaus sowie der Öffentlichkeit.»
In neun weiteren Fällen werde der Krankenschwester versuchter Mord
von Neugeborenen zur Last gelegt.

Das Countess of Chester Hospital soll im Juli 2016 erstmals eine
unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben haben, nachdem es
zwischen März 2015 und Juli 2016 einen auffälligen Anstieg von
Todesfällen auf der Neugeborenenstation der Klinik gegeben hatte.

Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen, bei denen es laut der
Zeitung «Guardian» um insgesamt 17 Todesfälle geht, wurde die
Krankenschwester im Juli 2018 schon einmal festgenommen, anschließend
aber auf Kaution freigelassen. Damals wurde sie des Mordes in acht
und des versuchten Mordes in sechs Fällen verdächtigt. Die erneute
Festnahme stehe in Zusammenhang mit drei weiteren Fällen versuchten
Mordes, hieß es. Auch das Haus der Frau sei durchsucht worden.

Die Polizei sprach am Montag von «extrem herausfordernden»
Ermittlungen. «Es ist eine extrem schwere Zeit für alle Familien»,
sagte Kriminalinspektor Hughes, «und es ist wichtig, daran zu
erinnern, dass es im Herzen dieser Angelegenheit um hinterbliebene
Familien geht, die Antworten auf die Frage wollen, was mit ihren
Kindern passiert ist». Alle betroffenen Eltern würden auf dem
Laufenden gehalten.

Nach Informationen des «Guardian» soll die frühere Krankenschwester
seit ihrem Abschluss an der Universität von Chester im Jahr 2011 auf
der Neugeborenenstation gearbeitet haben, bis sie zunächst auf eine
administrative Position versetzt und dann vor zwei Jahren schließlich
suspendiert wurde. Die Frau kooperiere mit den Ermittlern, teilte die
Polizei mit. Zu einem möglichen Motiv machten die Behörden bisher
keine Angaben.