Nach Klinikmorden erhält jedes Krankenhaus eine Stationsapotheke

Hannover (dpa/lni) - Der Ausbau von Stationsapotheken in allen
Krankenhäusern im Land ist aus Sicht der Apothekerkammer
Niedersachsen auf einem guten Weg. Genaue Zahlen liegen laut
Kammerpräsidentin Magdalene Linz nicht vor. «Doch wir wissen aus
zahlreichen Gesprächen mit Apothekern in krankenhausversorgenden
Apotheken und Krankenhausapotheken: Es tut sich was», sagte Linz der
dpa.

Als Konsequenz aus der Mordserie durch Ex-Pfleger Niels Högel hatte
der Landtag in Hannover im Herbst ein neues Krankenhausgesetz
verabschiedet. Es verpflichtet alle Kliniken, bis 2022
Stationsapotheken und Arzneimittelkommissionen einzurichten. Diese
sollen die Ausgabe von Medikamenten überwachen. So soll ein
ungewöhnlich hoher Medikamentenverbrauch wie im Fall Högel künftig
schneller auffallen. Das Landgericht Oldenburg hatte den früheren
Pfleger wegen 85 Morden in der vergangenen Woche zu lebenslanger Haft
verurteilt.

Das in diesem Jahr in Kraft getretene Gesetz verpflichtet leitende
Ärzte und Pfleger außerdem zu Mortalitätskonferenzen. Dort sollen
Todesfälle und Komplikationen in Kliniken genau untersucht werden.
Ein anonymes Meldesystem soll dem Personal die Möglichkeit geben, auf
Missstände oder kriminelles Verhalten aufmerksam zu machen.

Solche Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zum Schutz der
Patienten seien schon vor der Gesetzesnovellierung etabliert worden,
sagte der Geschäftsführer der Niedersächsischen
Krankenhausgesellschaft (NKG), Helge Engelke, der dpa. So gebe es in
einer Vielzahl von Kliniken schon lange Morbiditäts- und
Mortalitätskonferenzen, die Todesfälle systematisch aufarbeiten. Auch
hätten Krankenhäuser bereits vor Jahren Fehlermeldesysteme
eingeführt, bei denen zum Teil auch anonyme Meldungen möglich seien.