Krankenhausmorde: Oldenburger CDU fordert Rücktritt von Klinikchef

Der Oldenburger Klinikchef Dirk Tenzer steht wegen seiner Rolle bei
der Aufklärung der Mordserie von Ex-Pfleger Niels Högel in der
Kritik. Mit einer vierseitigen Stellungnahme reagierte Tenzer jetzt
auf die deutlichen Worte des Vorsitzenden Richters.

Oldenburg (dpa/lni) - Nach der Verurteilung des Serienmörders Niels
Högel hat die Oldenburger CDU den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden
Dirk Tenzer am Klinikum Oldenburg gefordert. Dieser habe bewusst
Informationen zurückgehalten und sei deshalb für das Klinikum nicht
länger tragbar, sagte CDU-Chef Christoph Baak der Oldenburger
«Nordwest-Zeitung» (Samstag). Tenzer war während des Mordprozesses
gegen den früheren Krankenpfleger am Oldenburger Landgericht wegen
der Informationspolitik des Klinikums in die Kritik geraten.

Der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann hatte während der
Urteilsverkündung am Donnerstag den Aufklärungswillen von Tenzer
angezweifelt. Wichtige Protokolle und Strichlisten mit Todesfällen
seien erst spät an die Ermittler weitergegeben worden. Außerdem sei
offenbar durch von der Klinik bezahlte Zeugenbeistände versucht
worden, Mitarbeiter in ihren Aussagen zu beeinflussen.

Das Klinikum hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer
vorbehaltlosen Offenheit bei der Aufklärung gesprochen. Die
anwaltliche Unterstützung der Mitarbeiter sei Teil der Fürsorge als
Arbeitgeber gewesen. In einer am Montag verbreiteten vierseitigen
persönlichen Erklärung weist Tenzer den Vorwurf der Vertuschung
vehement zurück. Die Anschuldigungen seien substanzlos und unhaltbar,
heißt es darin.

Die Strichliste zum Beispiel habe er den Ermittlungsbehörden im April
2016 freiwillig überreicht. Als ein Mitarbeiter ihm die Liste im
September 2014 übergab, habe er ihr nicht die Relevanz beigemessen,
wie er es heute tun würde. Tenzer wurde Anfang 2013 Klinikchef in
Oldenburg. Im September 2014 erfuhr er nach eigenen Angaben, dass ein
Mordprozess gegen einen Krankenpfleger aus Delmenhorst geführt wurde,
der vorher in Oldenburg beschäftigt war. Daraufhin habe er eine
Untersuchung zu etwaigen Taten in Oldenburg veranlasst, noch bevor
die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren hierzu eingeleitet
habe, betonte Tenzer.

Das Landgericht Oldenburg hatte den Ex-Krankenpfleger Högel wegen 85
Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte seine Opfer in den
Kliniken Oldenburg und Delmenhorst zwischen 2000 und 2005 mit
Medikamenten zu Tode gespritzt.