Rotes Kreuz: Demografischer Wandel gefährdet Blutversorgung

Beunruhigende Nachrichten kommen vom Roten Kreuz: Die Bereitschaft
der Deutschen, Blut zu spenden, müsste deutlich zunehmen, um den
steigenden Bedarf zu decken. Ob eine pfiffige Kampagne hilft?

Mannheim (dpa/lhe) - Der Bevölkerungswandel bedroht aus Sicht des
Deutschen Roten Kreuzes langfristig die Versorgung Kranker mit
Blutspenden in Deutschland. «Jährlich fallen 100 000 Spender aus, und
in vielen Gebieten fehlt der Nachwuchs», sagte Martin Oesterer vom
Deutschen Roten Kreuz vor dem Weltblutspendetag am kommenden Freitag.
«Das solidarische Blutspendesystem wankt», so der Bereichsleiter beim
DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen in Mannheim. Hinzu
komme, dass in Deutschland als einzigem Land in Europa die Zahl der
Krankenhausbehandlungen und der Anteil der Patienten über 65 Jahre
mit erhöhtem Bedarf an Blut steige.

Auch die Bemühungen um blutsparende Behandlung könnten auf Dauer
nicht die Lücke infolge der Alterung der Gesellschaft schließen.
«Wenn sich nicht mehr Menschen engagieren, ist langfristig die
Versorgungssicherheit mit lebensnotwendigen Präparaten aus
Spenderblut gefährdet», betont Oesterer.

Die Differenz zwischen Spendern und denjenigen, die dies tun könnten,
ist riesig. Nur rund drei Prozent der Bevölkerung spenden, doch sind
rund 33 Prozent spendetauglich. Dieses Potenzial will das Rote Kreuz
heben. Blut spenden kann jeder gesunde Erwachsene bis zum 73.
Lebensjahr, Männer bis zu sechs Mal, Frauen bis zu vier Mal im Jahr.
Bei einer Voruntersuchung wird die Eignung zur Blutspende jeweils
tagesaktuell geprüft.

In Deutschland ist jeder Dritte mindestens einmal im Leben auf das
gespendete Blut seiner Mitmenschen angewiesen. Künstliche
Alternativen gibt es nach Angaben der Hilfsorganisation nicht. Im
Jahr 2018 spendeten etwa 253 000 beziehungsweise 105 300 Menschen
Blut beim DRK in Baden-Württemberg und Hessen.

Aktuell können die sechs gemeinnützigen DRK-Blutspendedienste noch
die bundesweite Versorgung mit täglich 12 000 benötigten Konserven
garantieren, das entspricht 75 Prozent des Gesamtbedarfes. Der Rest
kommt aus privaten Blutspendediensten und staatlich-kommunalen
Diensten, oft an den Unikliniken.

Die Kampagne zum Weltblutspendertag 2019 steht unter dem Motto
«Missing Type - erst wenn's fehlt, fällt's auf». Bei der bundesweiten

Aktion der Blutspendedienste des Roten Kreuzes lenken Partner,
Vereine und Personen des öffentlichen Lebens die Aufmerksamkeit auf
das Thema Blutspende. Als Botschafter verzichten Sportler wie Leon
Goretzka, Sami Khedira, Christian Ehrhoff oder Kevin Kuske vom 11.
Juni an auf die Buchstaben A, B und O, die für die Blutgruppen A, B
und Null stehen. Sie lassen diese in Logos, Schriftzügen oder
Social-Media-Beiträgen weg. Ziel ist es, bis Ende des Jahres 100 000
neue Spender zu gewinnen.