WHO sieht Lichtblick: Weniger neue Ebola-Ansteckungen im Kongo

Unter Einsatz ihres Lebens versuchen Gesundheitshelfer im Ost-Kongo,
die Seuche Ebola einzudämmen. In einer Phase relativer Ruhe in der
von Konflikten heimgesuchten Region machen sie jetzt Fortschritte.

Genf (dpa) - Knapp ein Jahr nach dem Beginn des neuen Ausbruchs der
gefährlichen Ebola-Epidemie im Kongo ist die Zahl der neuen
Ansteckungen pro Woche zurückgegangen. Im April seien im Durchschnitt
126 Fälle pro Woche registriert worden, in den vergangenen zwei
Wochen seien es im Mittel noch 88 gewesen, sagte Michael Ryan,
Nothilfedirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am Donnerstag
in Genf. Bis Mittwoch waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums
im Kongo 2025 Ebola-Fälle bekannt und mehr als 1350 Menschen
gestorben.

Helfer hätten die relative Ruhe der vergangenen Wochen in der
konfliktreichen Unruheregion im Osten des Landes nutzen können, um
mehr Vertrauen mit der Bevölkerung aufzubauen. Dadurch gelinge es
besser, die Menschen über die Gefahren und Symptome aufzuklären.
Zudem sei es leichter, mit Menschen, die mit Kranken oder deren
Freunden und Angehörigen in Berührung waren, in Kontakt zu bleiben,
um sie bei geringsten Anzeichen einer Ansteckung behandeln zu können,
sagte Ryan. Es würden zurzeit 15 000 Kontakte täglich verfolgt. Die
Gefahr einer Ansteckung sei erst nach 21 Tagen gebannt.

Es sei aber weiter höchste Wachsamkeit geboten: «Dieses Virus wird
jede Chance, die es bekommt, ausnutzen, um die Infektionen zu
erhöhen», sagte Ryan. «Die Krankheit ist immer noch sehr präsent, u
nd
der Ausbruch kann jeden Moment wieder aufflammen.» Nach seinen
Angaben werden nur 75 Prozent der Ebola-Kranken rechtzeitig entdeckt
und kommen in Behandlung. Die Zahl müsse deutlich erhöht werden. Der
jüngste Kostenplan, der im Februar 148 Millionen Dollar für sechs
Monate Einsatz veranschlagte, sei nur zu einem Drittel gedeckt
worden.

Wegen der anhaltenden Gewalt in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri ist
es schwierig, den bislang zweitschwersten bekannten Ausbruch des
hämorrhagischen Fiebers unter Kontrolle zu bringen. Bewaffnete
Gruppen streuen in der Region teils falsche Gerüchte über die
Ebola-Helfer. Die Menschen, darunter viele Vertriebene, sind
traumatisiert. Immer wieder werden Helfer angegriffen.

Bei der folgenschwersten Ebola-Epidemie waren 2014/2015 mehr als
11 000 Menschen in Westafrika ums Leben gekommen. Seitdem wurde ein
experimenteller Impfstoff entwickelt. Er sei äußerst effektiv, sagte

Ryan. Mehr als 130 000 Menschen wurden bereits geimpft. «Ohne den
Impfstoff hätten wir es mit deutlich mehr Fällen zu tun», sagte er.