Nur jeder Zweite hält Organspendesystem für gerecht

Berlin (dpa) - Nur die Hälfte der Bundesbürger hält das
Organspendesystem in Deutschland für gerecht. Mit 36 Prozent denkt
hingegen über ein Drittel, dass es ungerecht sei. Das ist das
Ergebnis einer Umfrage des Instituts Kantar im Auftrag der Deutschen
Stiftung Patientenschutz anlässlich des Tags der Organspende. Die
Ergebnisse lagen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. Bei den
Befragten über 60 Jahre halten sogar 44 Prozent das Organspendesystem
nicht für gerecht.

An diesem Samstag eröffnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
in Kiel den bundesweiten Tag der Organspende unter dem Motto
«Richtig. Wichtig. Lebenswichtig.»

Was für gerecht oder nicht gerecht gehalten wird, wurde nicht näher
erfragt. In der öffentlichen Debatte war in den vergangenen Jahren
unter anderem immer wieder die Verteilung der Spenderorgane.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
sagte: «Das Vertrauen in die Gerechtigkeit ist eine Voraussetzung für
eine positive Stimmung bei der Organspende.» Immer noch lägen aber
Verteilungskriterien, Organisation und Durchführung sowie die
Kontrolle bei den privatrechtlichen Akteuren der Selbstverwaltung,
kritisierte er. Selbst die beiden aktuell vorgestellten
Gesetzentwürfe ließen die Gerechtigkeitsfrage außer Acht.

Mit diesen konkurrierenden Entwürfen streben Bundestagsabgeordnete
eine Neuregelung an. Eine Gruppe um Spahn sieht vor, dass alle
Volljährigen automatisch als Organspender gelten, außer man
widerspricht. Eine andere Gruppe will, dass alle Bürger mindestens
alle zehn Jahre beim Ausweis-Abholen auf das Thema Organspende
angesprochen werden. Derzeit müssen mögliche Spender aktiv zugestimmt
haben, bevor ihnen Organe entnommen werden können.

«Eine Organspende ist größtmögliche Solidarität», schreibt Spah
n in
einem Gastbeitrag für die «Passauer Neue Presse» (Samstag). «Man
ermöglicht jemand anderem weiterzuleben.» Er warb darin erneut für
sein Konzept.