Bund schließt Vergabeverfahren für medizinisches Cannabis ab

Bonn (dpa) - Der Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland
kommt nach langen Anlaufschwierigkeiten in Gang. Im Vergabeverfahren
für den Anbau von 10,4 Tonnen des Stoffs über vier Jahre hat das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die
verbliebenen Rechte zugeteilt. Die Berliner Firma Demecan erhalte
drei Lose zu je 200 Kilogramm medizinisches Cannabis pro Jahr und
Aphria Deutschland aus Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein) ein
weiteres Los, teilte die Bonner Behörde am Montag mit.

Schon im April hatte sie den Zuschlag für zusammen neun Lose an die
Berliner Firma Aurora Deutschland sowie Aphria Deutschland vergeben.
Da ein unterlegener Bieter einen Nachprüfungsantrag eingereicht
hatte, geriet das Verfahren ins Stocken. Nun sei der Antrag
zurückgezogen worden. BfArM-Präsident Karl Broich wertete den
Abschluss als wichtigen Beitrag, um Patienten besser mit
Medizin-Cannabis zu versorgen. Nun könne der Anbau «in vollem Umfang
zügig umgesetzt werden». Mit der Ernte werde Ende 2020 gerechnet.

Die Behörde will medizinisches Cannabis unter Staatsaufsicht und mit
hohen Qualitätsstandards anbauen lassen. Seit der Liberalisierung im
Frühjahr 2017 erlebt der Stoff hierzulande einen Boom, doch der Anbau
verzögerte sich - auch wegen Rechtsstreitigkeiten. Eine erste
Ausschreibung scheiterte vor Gericht.

Die beim BfArM angesiedelte Cannabisagentur soll das in Deutschland
angebaute medizinische Cannabis in Besitz nehmen und an Hersteller
von Cannabisarzneimitteln, Großhändler oder Apotheken verkaufen.
Zusätzlich soll der Stoff weiter etwa aus Kanada und den Niederlanden
importiert werden können. Die Wirkstoffe von Cannabis können
Spastiken bei Multipler Sklerose oder chronische Schmerzen lindern.
In manchen Gebieten ist die medizinische Wirkung aber umstritten.