Muttermilchbanken helfen Frühchen beim Start ins Leben

Wenn Kinder viel zu früh zur Welt kommen, ist es für die Mutter oft
nicht möglich, selbst zu stillen. Muttermilchbanken können dann einen
Beitrag zum Überleben der Säuglinge leisten. Die Schaffung solcher
Banken in Kliniken soll auch den Handel im Netz unterbinden.

Wolfsburg (dpa/lni) - Zur optimalen Versorgung von Frühchen und
kranken Neugeborenen haben drei niedersächsische Krankenhäuser
Muttermilchbanken eingerichtet. Nach Vechta und Hannover wurde am
Montag der Standort am Klinik Wolfsburg vorgestellt. «Wir freuen uns
über Spenden von gesunden Frauen, die über den Bedarf des eigenen
Kindes hinaus Muttermilch zur Verfügung haben», sagte Oberärztin Nele

Howold. Die Milch werde hauptsächlich zur Versorgung von sehr kleinen
Frühchen genutzt, die oft viele Wochen auf der Intensivstation
liegen.

Muttermilch gilt als beste Nahrungsform für Säuglinge. Vor allem bei
Frühgeborenen kann sie nach Auskunft von Kinderärzten unter anderem
vor schwerwiegenden Darmerkrankungen schützen. In den Banken wird
Milch von stillenden Müttern entgegengenommen, die in dem
entsprechenden Krankenhaus gerade entbunden haben und von dem Zuviel
an eigener Milch etwas abgeben können. «Wichtig ist dabei, dass
dieser Prozess zusammen mit einer Stillförderung und Informationen
abläuft», betonte die Wolfsburger Ärztin Howold. «Es geht nicht
darum, einfach nur die Muttermilch zu ersetzen.»

Die Spenderin werde ähnlich wie bei einer Blutspende auf Risiken
untersucht, die Milch auf bakteriologische Verunreinigungen geprüft,
hatte Anja Rudolph, Leiterin der Milchbank im Kinder- und
Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover bei der Eröffnung dort
erläutert. Denn ein zentrales Ziel ist es, einer medizinisch und
ethisch unkontrollierten Abgabe von Muttermilch vorzubeugen. «Der
Handel auch im Netz ist tatsächlich ein Problem», bestätigte Howold.


Die Fraktionen von SPD und Grünen hatten im Sommer 2016 den Antrag
zur Einrichtung einer Muttermilchbank in den niedersächsischen
Landtag eingebracht und waren auf parteiübergreifende Zustimmung
gestoßen. Mit großer Sorge werde eine spürbare Zunahme des privaten
Handels und des Internethandels von Muttermilch beobachtet, der
Risiken für die Frühgeborenen berge, hieß es darin. Auslöser war ei
ne
Internetseite, auf der privat mit Muttermilch gehandelt wurde.

«Wir wollen Mütter dazu motivieren, wenn möglich Milch zu spenden»,

sagte Howold. Im Bestfall würden Mütter, deren Kinder Milch empfangen
haben, später selbst zu Spenderinnen. Die ersten Zahlen aus Hannover
und Vechta stärken diese Hoffnung. In Hannover wurden nach Angaben
des Ministeriums seit Dezember 2018 bereits 43 Frühgeborene versorgt.
Im Marienhospital in Vechta waren es bislang zwei Frühchen, die von
regelmäßigen Spenden profitierten.