Kriminalermittler sollen Friedhof für Leichenexperimente bekommen

London (dpa) - Ein Friedhof für Experimente an Leichenteilen soll
britischen Ermittlern demnächst bei der Aufklärung von Mordfällen
helfen. Forscher könnte dort erstmals unter kontrollierten
Bedingungen die Zersetzung menschlicher Überreste studieren,
berichtet das Fachjournal «Nature». Mit den Erkenntnissen könnten
Experten später zum Beispiel anhand der Bakterienentwicklung den
Todeszeitpunkt besser bestimmen. Das sei mehr als 24 Stunden nach dem
Tod bis heute schwierig. Studien an Tierkadavern seien nicht immer
auf menschliche Überreste übertragbar.

Das Projekt wird von der forensischen Anthropologin Anna Williams an
der Universität von Huddersfield geleitet, die Pläne seien aber noch
unter Verschluss. «Ich kann leider nichts über dieses Projekt sagen»,

schrieb Williams auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die
einzige solche Einrichtung in Europa gibt es nach ihren Angaben an
der Universität von Amsterdam.

Solche Friedhöfe, auch «Body Farms» genannt, gibt es seit Jahrzehnten

in den USA. Körperteile werden dafür gespendet. Die Wissenschaftler
untersuchen dann, wie sich Körper zersetzen, und welche chemischen
Veränderungen sich dabei im Boden ergeben. Studien aus anderen
Ländern sind nach Angaben von «Nature» nur bedingt nützlich, weil
Boden- und Luftbeschaffenheit völlig anders sein könnten.

Die Zeitschrift zitiert auch eine Kritikerin. «Ich finde das Konzept
grausig und makaber, und mein Unbehagen wächst, wenn ich eingeladen
werde, solche Orte zu besuchen, als wären sie Touristenattraktionen»,
sagte die forensische Anthropologin Sue Black von der Universität
Lancaster. Unklar sei, ob bei der Untersuchung solcher Leichenteile
überhaupt allgemeingültige Erkenntnisse gewonnen werden könnten.