Sonne, Mond und Sterne im Juni 2019 - Reigen der Sommersternbilder Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Sternenhimmel trägt nun sommerlichen Charakter. Hoch im Süden
steht das Sternbild Bootes mit kräftig leuchtendem Arktur. Dominiert
wird der Nachthimmel von einem anderen Gestirn.

Stuttgart (dpa) - Ein helles Gestirn beherrscht den Nachthimmel im
Juni: der Riesenplanet Jupiter. Vom Mond abgesehen ist Jupiter das
hellste Himmelsobjekt am Nachthimmel. Am Pfingstmontag, dem 10. Juni,
kommt der Riesenplanet im Sternbild Schlangenträger in Opposition zur
Sonne - Jupiter steht der Sonne genau gegenüber. Mit Sonnenuntergang
geht er im Südosten auf, erreicht um Mitternacht seine höchste
Stellung im Süden und geht morgens bei Sonnenaufgang im Südwesten
unter. Zur Opposition erreicht Jupiter mit 641 Millionen Kilometern
seine geringste Entfernung von der Erde. Am 16. erhält Jupiter Besuch
vom Vollmond, der nördlich an ihm vorbeizieht - eine auffällige
Konstellation.

Jupiter ist der größte und massereichste Planet unseres
Sonnensystems. In den Jupiterglobus passen 1400 Erdkugeln. Um Jupiter
aufzuwiegen, müsste man 318 Mal die Erde auf eine kosmische
Waagschale legen. Mit insgesamt 79 erfassten Trabanten ist Jupiter
zudem der mondreichste Planet, die meisten von ihnen besitzen aber
nur wenige Kilometer Durchmesser. Zwölf Jahre ist der Riesenplanet
unterwegs, um einmal um die Sonne zu laufen. Um sich selbst dreht er
sich schnell: Ein Tag auf ihm dauert knapp zehn Stunden - kein
anderer Planet rotiert so rasant. Im Fernrohr ist Jupiter als ovales
Planetenscheibchen zu sehen, weil er infolge der raschen Rotation
stark abgeplattet ist.

Mars zieht sich Mitte Juni vom Abendhimmel zurück und wird
unsichtbar. Merkur gibt zur Monatsmitte ein kurzes Gastspiel in der
Abenddämmerung. Vom 6. bis 18. kann man den flinken und sonnennahen
Planeten etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang tief am
Westhimmel erspähen. Saturn im Sternbild Schütze wird allmählich zum

Planeten der gesamten Nacht. Zu Monatsbeginn geht der Ringplanet kurz
vor Mitternacht im Südosten auf, Ende Juni bereits zwei Stunden
früher, wenn gerade die Abenddämmerung zu Ende geht. Venus zieht sich
vom Morgenhimmel zurück und beendet ihre Morgensternperiode.

Die Neumondphase tritt am 3. Juni um 12.02 Uhr ein. Vier Tage später
zieht die zunehmende Mondsichel am Sternhaufen Krippe im Krebs vorbei
und bedeckt dabei einige lichtschwächere Sterne. Am 17. wird um 10.31
Uhr die Vollmondphase erreicht. Abends sieht man den Vollmond im
Sternbild Schütze. Die Nacht vom 16. auf 17. ist die kürzeste
Vollmondnacht des Jahres. Am 8. kommt der Mond im Sternbild Krebs mit
368 500 Kilometer in Erdnähe, während ihn am 23. in Erdferne 404 550
Kilometer von uns trennen. In der Nacht zum 19. begegnet der noch
fast volle Mond dem Ringplaneten Saturn.

Der Sternenhimmel trägt nun sommerlichen Charakter. Das Sternbild
Bootes mit dem kräftig leuchtenden Arktur steht unübersehbar hoch im
Süden. Der Ochsentreiber oder Rinderhirt, so die deutsche Bezeichnung
von Bootes, gilt als Leitsternbild des Frühsommers. Weit im Westen
bereitet sich der Löwe auf seinen Untergang vor. Sein großes
Sternentrapez steht schräg zum Horizont, als ob sich die Raubkatze
auf eine Beute stürzen wollte. Das Feld im Südwesten wird vom
Sternbild Jungfrau besetzt. Spica, der Jungfrauhauptstern, leuchtet
in einem bläulichen Licht. Tief im Süden nimmt die Waage ihren Platz
ein, gefolgt vom Skorpion mit seinem hellen, tiefroten Stern Antares.

In der östlichen Himmelshälfte ist das Sommerdreieck vollständig
aufgegangen. Es setzt sich aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb
im Schwan und Atair im Adler zusammen. Die bläuliche Wega zählt mit
Arktur zu den fünf hellsten Sternen des irdischen Firmaments.
Zwischen Adler und Wega finden sich die Sternbilder Nördliche Krone
und Herkules. Während die Nördliche Krone als Sternenhalbkreis recht
markant ist, hat man Mühe, das ausgedehnte Bild des Herkules zu
erkennen, da es sich nur aus lichtschwachen Sternen zusammensetzt.

Der Herkules zählt zu den ältesten Sternbildern. Viele Völker sahen
in diesem Sternenareal einen in die Knie gesunkenen Helden. Der
römische Herkules hieß bei den Griechen Herakles, was «Heraberühmte

bedeutet. Hera war die Gemahlin des Göttervaters Zeus. Dieser zeugte
mit Alkmene, der Tochter des Königs von Mykene, einen Sohn. Damit
dieser unsterblich werde, legte Zeus das Knäblein seiner schlafenden
Gattin Hera an die Brust, damit es göttliche Milch trinke. Herakles
saugte so heftig, dass Hera erwachte und erbost den Knaben von sich
riss. Dabei spritzte Milch über den Himmel. So entstand der Sage nach
die Milchstraße am Sternenhimmel.

Die eifersüchtige Hera legte demnach auch zwei Giftschlangen in die
Wiege. Bevor diese zubeißen konnten, erwürgte sie Herakles. Er wuchs
zu einem Jüngling heran und vollbrachte zwölf Heldentaten - säuberte

den Augiasstall von König Eurystheus, besiegte die Lernäische
Wasserschlange und erlegte den Nemeïschen Löwen. Zur Erinnerung
wurden Herkules, Wasserschlange und Löwe an den Sternenhimmel
versetzt.

Die Sonne erreicht am 21. Juni um 17.54 Uhr im Sternbild Stier den
Gipfel ihrer Jahresbahn. Der Sommerpunkt liegt an der Grenze zum
Sternbild Zwillinge, in das die Sonne nur wenige Stunden später, am
22. um 4 Uhr morgens, eintritt. Der Sommerpunkt markiert den Beginn
des Tierkreiszeichens Krebs, weshalb man vom Wendekreis des Krebses
spricht. Die Sommersonnenwende beschert uns den längsten Tag des
Jahres.