Arznei-Rückstände im Wasser - Backhaus mahnt zur Sparsamkeit

Falsch entsorgte Tabletten und Rückstände von Medikamenten
verschwinden nicht, wenn sie in der Toilette heruntergespült werden.
Bis zu 39 Wirkstoffe werden bei Tests in Gewässern gefunden. Der
Umweltminister mahnt einen sparsameren Umgang mit Arzneien an.

Schwerin (dpa/mv) - Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat zu einem
sparsameren Umgang mit Medikamenten aufgerufen, weil deren Rückstände
in die Gewässer gelangen. Fließ- und Küstengewässer, Grundwasser un
d
ausgewählte Kläranlagen wurden auf insgesamt 51 Substanzen getestet,
wobei Rückstände von 39 Arzneimitteln in Fließgewässern und von 2
0 im
Meer nachgewiesen wurden, teilte das Umweltministerium mit. Zuvor
hatte die «Schweriner Volkszeitung» berichtet. Häufig entdeckt wurden

demnach unter anderem der Schmerzmittelwirkstoff Diclofenac,
Betablocker, Antiepileptika und Röntgenkontrastmittel.

Das Problem sei, dass selbst moderne Kläranlagen Probleme hätten,
Arzneien aus dem Wasser zu filtern. Das Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie (Lung) messe in Seen, Flüssen und der Ostsee
an mehr als 220 Messstellen. Das Grundwasser werde mit 270
Messstellen überwacht - nur an sehr wenigen seien Arzneirückstände in

niedrigen Konzentrationen gefunden worden. «Für das Trinkwasser
ergibt sich aus diesen Messwerten nach heutigem Stand der
Wissenschaft keine Gesundheitsgefahr», sagte Backhaus. Dass die
Überreste aber selbst in Küstengewässern, in denen die Rückstände

stärker verdünnt werden, gefunden wurden, zeige, dass etwas passieren
muss, sagte er.

Damit weniger Medikamente in die Umwelt gelangen, müsse der Bedarf
durch gute Gesundheitsvorsorge gesenkt, die Entsorgung alter
Medikamente verbessert und mehr umweltfreundliche Arzneimittel auf
den Markt kommen, sagte Backhaus. «Hier stehen wir noch am Anfang
eines langen Weges.» Auch die Tiermedizin trage zu den Funden im
Wasser bei. Das Bundesumweltministerium arbeitet den Angaben zufolge
an einer Strategie. Erste Vorschläge, die sich an Firmen,
Umweltverbände, die Wasserwirtschaft sowie Länder und Kommunen
richteten, seien im März vorgelegt worden und würden nun ein Jahr
lang getestet. Das Lung solle bis Ende des Jahres einen
ausführlichen Bericht veröffentlichen.

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) riet beim Baden in Seen zur
Vorsicht, weil auch multiresistente Keime und Magen-Darm-Erreger in
die Gewässer gelangen. Das Risiko sich anzustecken, sei für gesunde
Menschen aber gering. Menschen mit offenen Wunden oder geschwächtem
Immunsystem sollten jedoch lieber auf das Bad verzichten.