WHO: Mehr bewegen, weniger rauchen - So lässt sich Demenz vorbeugen

50 Millionen Menschen weltweit sind demenzkrank - und in den nächsten
Jahren werden es wohl noch viele mehr. Die WHO hat nun erstmals
Leitlinien vorgelegt und damit die Staaten zu Maßnahmen aufgefordert.
Aber auch jeder Einzelne kann vorbeugen.

Genf (dpa) - Wer sich mehr bewegt und mit dem Rauchen aufhört, kann
damit auch einer Demenz-Erkrankung vorbeugen. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Dienstag in Genf zum ersten
Mal entsprechende Leitlinien veröffentlicht und dabei auch auf einen
Zusammenhang von Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck mit Demenz
hingewiesen. Den Staaten und Akteuren im Gesundheitswesen rät die
WHO, in diesen Bereichen gegenzusteuern.

«Ein körperlich aktiver Lebensstil ist verbunden mit der Gesundheit
des Gehirns», heißt es unter anderem in den neuen Leitlinien. Große
Studien hätten gezeigt, dass körperlich aktive Menschen seltener
Krankheiten wie Demenz und Alzheimer bekommen. «Physische Aktivität
scheint einen vorteilhaften Einfluss auf die Struktur des Gehirns zu
haben.» Außerdem sei ausreichend Bewegung auch gut gegen
Bluthochdruck - und der sei ebenfalls ein Risikofaktor für eine
Demenzerkrankung.

Unter Demenz werden verschiedene Erkrankungsformen zusammengefasst,
bei denen die geistige Leistungsfähigkeit sehr stark zurückgeht. Die
weitaus meisten Betroffenen haben Alzheimer. Erkrankte verlieren
innerhalb von Jahren geistige Fähigkeiten und verändern sich in ihrer
Persönlichkeit. Die Erkrankung führt in der Regel zu Hilflosigkeit
und schwerster Bedürftigkeit sowohl in psychischer als auch in
körperlicher Hinsicht. Viele erkennen ihre Angehörigen nicht mehr,
manche werden aggressiv. Es gibt weder eine vorbeugende Impfung noch
ein Heilmittel gegen Alzheimer. In einigen Studien konnte aber ein
Zusammenhang zwischen den Krankheiten und dem Lebensstil oder anderen
gesundheitlichen Aspekten dargestellt werden. Darauf basieren nun
auch die WHO-Leitlinien.

Die Gesundheitsorganisation hat ihre Präventionsempfehlungen zu
diesen Krankheiten dabei in zwei Stufen eingeteilt. Ähnlich wie bei
den Bereichen Rauchen und Bewegung wurde auch eine deutliche
Empfehlung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausgesprochen.
Zudem erklärt die WHO, dass aus ihrer Sicht nicht für die Einnahme
von Vitamin B und E sowie anderer Nahrungsergänzungsmittel als
Demenz-Vorbeuge geworben werden soll.

Darüber hinaus enthalten die Leitlinien eingeschränkte Empfehlungen.
Dazu gehören unter anderem kognitives Training für ältere Erwachsene

und Maßnahmen gegen Übergewicht in mittlerem Alter. Auch Maßnahmen
gegen gefährlichen und gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum wurden
von der Weltgesundheitsorganisation so eingestuft.

Nach Angaben der WHO wird sich die Zahl der Demenzkranken in den
kommenden Jahren weltweit deutlich erhöhen. Bis 2030 rechnet die
Organisation mit bis zu 82 Millionen, bis 2050 mit bis zu 152
Millionen Betroffenen. Derzeit seien rund 50 Millionen Menschen
weltweit an Demenz erkrankt. In Deutschland haben etwa 1,7 Millionen
Menschen Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung.

Das größte Risiko zu erkranken birgt das Alter. Vor dem 65.
Lebensjahr sind nur wenige betroffen, unter den 85- bis 89-Jährigen
leidet nach Auskunft der Deutschen Alzheimer Gesellschaft jeder
Vierte an Demenz. Aus Sicht der WHO hat aber auch die allgemeine
Gesundheit und der Lebensstil einen Einfluss. Vorsorge sei daher eben
auch mit öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen möglich.