Prozess um Tod eines Patienten - Drei Pfleger schweigen vor Gericht

Sie sollen eine folgenschwere Verwechslung von Medikamenten
verschwiegen haben, was einen Patienten das Leben kostete - jetzt
stehen zwei Pflegerinnen und ein Pfleger in Landshut vor Gericht.

Landshut (dpa/lby) - Nach dem Tod eines Mannes in einem Pflegeheim in
Niederbayern müssen sich drei Pfleger vor dem Landgericht Landshut
verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Frauen und
einem Mann unter anderem Mord durch Unterlassen vor. Zum
Prozessauftakt am Dienstag schwiegen die Angeklagten. In der
Verhandlung wurden jedoch Ermittlungsprotokolle und ein Brief
verlesen, in denen die beiden Frauen das Geschehen einräumten.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass eine Pflegerin im Mai
2016 einem 65-jährigen Heimbewohner im Landkreis Dingolfing-Landau
versehentlich falsche Medikamente verabreichte - den Fehler aber
nicht meldete, um ihn zu vertuschen. Der Mann starb eine Woche
später. Die Vorgesetzte der Angeschuldigten und ein weiterer Pfleger
hätten von der Verwechslung gewusst, jedoch auch nichts unternommen,
lautet der Vorwurf.

In einem vor Gericht verlesenen Brief der Pflegerin, die die
Medikamente verwechselt haben soll, an das Landratsamt
Dingolfing-Landau, gestand sie ihre Schuld ein. Sie berichtete, die
Tablettenschälchen, die ungewöhnlicherweise nicht beschriftet gewesen
seien, verwechselt zu haben. Einer Patientin sei aufgefallen, dass
sie nicht ihre eigenen Tabletten bekommen hatte. Der Mann hatte die
falschen Medikamente zu dem Zeitpunkt demnach bereits eingenommen.

Die Pflegerin gab an, sie habe den Vorfall melden wollen, jedoch habe
ihre Vorgesetzte sie davon abgehalten. Diese wiederum schilderte in
einem ebenfalls verlesenen Ermittlungsprotokoll, sie habe die
Kollegin, die erst seit Kurzem in dem Pflegeheim beschäftigt gewesen
sei, nicht wieder verlieren wollen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Patient bei rechtzeitiger
Behandlung hätte gerettet werden können. Zunächst waren
drei Verhandlungstage in dem Prozess geplant.