Ärztemangel: Teils große Versorgungslücken auf dem Land

Ärztemangel bleibt in Rheinland-Pfalz gerade auf dem Land ein akutes
Problem. Wie aktuelle Daten belegen, sind Städte den ländlichen
Gebieten in puncto ärztlicher und gerade psychotherapeutischer
Versorgung teils weit voraus. Lücken gibt es auch bei Hausärzten.

Berlin/Mainz (dpa/lrs) - Wer in Rheinland-Pfalz auf dem Land wohnt,
muss sich mitunter auf lange Wege zum Arzt einstellen. Die Zahl der
Ärzte und Psychotherapeuten, die für die Versorgung von
Kassenpatienten zugelassen sind, liegt in ländlichen Regionen
teilweise deutlich unter denen in der Stadt. Dies geht aus den Daten
des Bundesärzteregisters mit Stand Ende 2018 hervor. «Die
Erwartungshaltung der Patienten, einen Hausarzt im nahen Umfeld zu
haben, ist in naher Zukunft wohl nicht mehr erfüllbar», sagte der
Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Rainer Saurwein.
Eklatant sind die Lücken neben der hausärztlichen besonders bei der
psychotherapeutischen Versorgung.

Absolutes Schlusslicht ist die Südwestpfalz. Gerade einmal 90,2 Ärzte
und Psychotherapeuten pro 100 000 Einwohner behandeln hier. Zum
Vergleich: Der landesweite Schnitt liegt bei 197. Ähnlich schlecht
sieht die Versorgung im Rhein-Pfalz-Kreis (106,3) und im Kreis
Trier-Saarburg (110,8) aus.

Spitzenreiter ist Landau in der Pfalz. 297,6 Ärzte und
Psychotherapeuten kommen hier auf 100 000 Einwohner - das sind
beinahe 200 mehr als in der Südwestpfalz. Auf den weiteren Plätzen
folgen Speyer (286,4) und Koblenz (283,3).

Wer auf dem Land eine psychotherapeutische Behandlung sucht, hat es
besonders schwer. Gerade einmal 8,6 psychologische Psychotherapeuten
pro 100 000 Einwohner gibt es im Rhein-Pfalz-Kreis und 10,8 im Kreis
Trier-Saarburg. Wie deutlich die Unterschiede sind, zeigt sich im
Vergleich mit Spitzenreiter Mainz: Hier liegt die Quote bei 66,7, der
landesweite Schnitt beträgt 24,3.

Auch bei der hausärztliche Versorgung zeigen sich Differenzen. Auf
dem letzten Platz liegt der Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 53,5
Hausärzten pro 100 000 Einwohner, gefolgt vom Kreis Trier-Saarburg
(55,4). Der Rhein-Pfalz-Kreis (61,4) ist wieder auf den hinteren
Plätzen zu finden. Die Stadt Kaiserslautern (60,9) unterbietet
ebenfalls den landesweiten Schnitt von 66,8 Hausärzten pro 100
000 Einwohner.

Die beste Versorgungslage zeigt sich wieder in einer Stadt. Auf Platz
eins liegt Koblenz mit 82,6 Hausärzten pro 100 000 Einwohnern,
gefolgt von Pirmasens (82,2). Aber auf Platz drei liegt der Landkreis
Kaiserslautern (79,1). Auch der Rhein-Hunsrück-Kreis (75,1) liegt
deutlich über dem Schnitt.

Die Daten des Bundesärzteregisters zeigen ein weiteres folgenschweres
Problem auf: Beinahe jeder fünfte Hausarzt im Land ist 65 Jahre oder
älter. Die KV weist daraufhin, dass sich in Zukunft nicht nur auf dem
Land, sondern auch in der Stadt große Lücken auftun werden. «Da kommt

einiges auf uns zu», sagte Sprecher Rainer Saurwein. Bereits jetzt
gebe es unter anderem auch an «subjektiv attraktiven» Orten wie Mainz
freie Hausarztsitze.

Um die zukünftigen Versorgungslücken auf dem Land zu schließen,
beschloss das Kabinett Ende 2018 den Entwurf eines Landarztgesetzes.
Damit sollen bis zu zehn Prozent aller Medizin-Studienplätze an
Bewerber gehen, die sich später zehn Jahre als Hausarzt in einem
Gebiet mit aktueller oder drohender Unterversorgung verpflichten.

Laut KV könne das «in Einzelfällen» zwar helfen, sagte Sprecher
Saurwein. Allerdings sei es «kontraproduktiv», Studenten vor dem
Studium zu einem bestimmten Fachgebiet zu verpflichten, da sich die
Fähigkeiten und Talente erst während der Studienzeit zeigten. Einer
der Lösungsansätze der KV: die Aufhebung der Niederlassungssperre.