Telemedizin ist in Sachsen im Aufwind

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt an Fahrt auf. Politik
und Gesundheitswesen erhoffen sich bessere, schnellere und
kostengünstigere Betreuung von Kranken und Pflegebedürftigen.

Dresden (dpa/sn) - Arztsprechstunde per Video, eine mit der Zunge
steuerbare Computermaus oder die automatisierte Auswertung von
Laborbefunden: Aktuell werden in Sachsen 17 Projekte mit rund 19
Millionen Euro gefördert, teilte das Gesundheitsministerium in
Dresden mit. «Telemedizin wird nie den Arzt ersetzen, aber sie stellt
eine wertvolle Unterstützung dar», sagte Gesundheitsministerin
Barbara Klepsch (CDU). Im aktuellen Doppelhaushalt 2019/2020 sind
jährlich fünf Millionen Euro zur Förderung telemedizinischer Projekte

eingeplant. Hinzu kommen weitere zehn Millionen Euro pro Jahr für die
Krankenhäuser. Die Europäischen Union steuert zudem in der
Förderperiode von 2014 bis 2020 insgesamt weitere rund 28 Millionen
Euro bei.

Der Hausarzt Danny Nummert-Schulze aus Hartha (Mittelsachsen) im
Erzgebirgsvorland bietet seinen Patienten seit Oktober auch
Videosprechstunden an und ist begeistert. «Dinge wie etwa die
Kontrolle von Wunden nach einer Operation lassen sich damit
hervorragend erledigen.» Die Bildqualität von Tablet-Computern oder
auch Smartphones sei inzwischen brillant. Das Arzt-Patienten-Gespräch
ähnelt einem Skype-Chat und es gibt kaum Wartezeiten. Vor allem in
den ländlichen Regionen des Erzgebirges und bei Pflegebedürftigen
sieht Nummert-Schulze große Chancen. «Mit einer Videosprechstunde
lässt sich zumindest beurteilen, ob rasch gehandelt werden muss»,
sagt Nummert-Schulze.

Seit September 2018 dürfen Ärzte in Sachsen ihren Patienten
Videosprechstunden anbieten. «Die Möglichkeiten, die digitale und
telemedizinische Anwendungen für die medizinische Versorgung vor
allem auch in ländlichen Gebieten eröffnen, sind enorm», so
Gesundheitsministerin Klepsch. Wie viele Ärzte in Sachsen bereits
Videosprechstunden anbieten, ist nicht bekannt.

Bei den Einrichtungen der Helios Kliniken sind es nach eigenen
Angaben bisher 21. Von Oktober bis Januar sei das Angebot etwa 80 Mal
genutzt worden. Derzeit schmälerten vor allem technische Hürden die
Akzeptanz bei Patienten und Ärzten, sagt der Helios-Sprecher der
Region Ost, Matthias Harenburg. Das betreffe vor allem die
Verfügbarkeit des schnellen Internets. Auch die Bedienung müsse noch
einfacher werden.

Die «Zungenmaus», ein anderes Digital-Projekt, soll es Menschen mit
motorischen oder sensitiven Schwächen an den Händen ermöglichen,
Computer oder Haushaltsgeräte mit der Zunge zu steuern. Laut
Gesundheitsministerium sind allein in Deutschland fast 900 000
Menschen von Rheuma, Parkinson oder von einem Funktionsverlust von
Gliedmaßen betroffen. Auf einer kleinen, flexiblen Leiterplatte, die
hinter den oberen Schneidezähnen befestigt wird, befindet sich ein
Sensor. Mit der Zunge lässt sich so der Cursor eines Computers
bewegen. Die Zungenmaus wird von Wissenschaftlern der TU Dresden und
einem Dresdner Unternehmen entwickelt.

Das Projekt «AMPEL» wiederum soll automatisch Laborbefunde mit
anderen Daten des Patienten aus der Krankenakte abgleichen und so
Informationen für die weitere Behandlung liefern. Bei «Post-Stroke»
geht es um ein digitales, mobiles System zur präventiven
Langzeitbetreuung von Schlaganfallpatienten mit Hilfe üblicher
Computer oder Tablets.