Wieder mehr Eichenprozessionsspinner im Südwesten des Landes

Kleine Raupe, große Wirkung: Der Eichenprozessionsspinner kann bei
empfindlichen Menschen bei Kontakt unangenehme Reaktionen auslösen.
Für diese Saison sind keine Bekämpfungsaktionen geplant.

Rostock (dpa/mv) - Der Eichenprozessionsspinner erholt sich nach den
großangelegten Bekämpfungsaktionen vergangener Jahre im Südwesten des

Landes anscheinend wieder. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim sei eine
Zunahme der Populationsdichte festgestellt worden, sagte der Biologe
Kai Gloyna am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in
Rostock der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahlen lägen jedoch noch
immer deutlich unter jenen zum Höhepunkt der Massenentwicklung in den
Jahren 2012/13. «Unter Berücksichtigung, dass die letzte großräumig

koordinierte Bekämpfungsmaßnahme nunmehr vor vier Jahren, im Sommer
2015, durchgeführt wurde, ist diese Entwicklung nach wie vor
zufriedenstellend», sagte er. Für die jetzt beginnende Saison seien
deshalb keine großflächigen Maßnahmen geplant.

Der Eichenprozessionsspinner war mit einem chemischen Mittel aus der
Luft bekämpft worden. Seine Raupen gelten als Gesundheitsgefahr.
Kommen empfindliche Menschen mit ihnen in Kontakt, drohen Juckreiz,
Hautausschläge und Atemwegsprobleme. Deshalb steht der
Eichenprozessionsspinner unter strikter Beobachtung: Im Sommer werden
die Nester gezählt und Pheromonfallen ausgewertet. Zusätzlich werden
im Winterhalbjahr punktuell Zweige nach Ei-Gelegen des Falters
abgesucht, wie Gloyna erklärte.

Nach dem trockenen und warmen Sommer 2018 hatten die Wissenschaftler
nach seinen Worten eine weitere geografische Ausbreitung des
Eichenprozessionsspinners erwartet. «Die Auswertung dieser Daten
ergab für die aktuelle Saison eine weniger dramatische Prognose, als
nach dem Extrem-Sommer zu befürchten war», sagte er. Im Landkreis
Mecklenburgische Seenplatte habe die Zahl der Meldungen im Vergleich
zum Vorjahr sogar abgenommen.

Im vergangenen Jahr hatten Funde von Eichenprozessionsspinnern in
unmittelbarer Ostseenähe für Aufsehen gesorgt. «Durch die
nachfolgende Beobachtung dieser Bereiche kann jedoch Entwarnung
gegeben werden», sagte Gloyna. Es habe es sich ausschließlich um
männliche Falter gehandelt, die mit Winden in Richtung Norden geweht
wurden. Eine Eiablage sei deshalb nicht erfolgt, so dass auch keine
Raupen und Nester gefunden wurden. Das Phänomen der Fernausbreitung
von Männchen sei bereits aus der Vergangenheit bekannt. «Auch in
Dänemark und Südschweden wurden bereits Eichenprozessionsspinner
gefangen, ohne das dort je Nester auftraten», sagte Gloyna. Das
Risiko gesundheitlicher Probleme bleibe in MV deshalb auf die
südlichen und insbesondere südwestlichen Landesteile beschränkt.