Gesundheitsminister: Impfpflicht für Masern darf kein Tabu sein

Eine Impfpflicht gegen Masern wird derzeit heiß diskutiert. Für den
Südwesten will Gesundheitsminister Lucha diese nun prüfen lassen.
Denn die Viren sind hochansteckend.

Stuttgart (dpa/lsw) - Soll für Kindergarten- und Schulkinder im
Südwesten eine Masern-Impfpflicht eingeführt werden? Die
Landesregierung prüft das derzeit. «Eine Impfpflicht darf kein Tabu
sein», sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Montag in
Stuttgart. Die Impfquote bei Masern sei in Baden-Württemberg
unbefriedigend. Sie liege bei der zweiten Masernimpfung unter der
empfohlenen Quote von 95 Prozent. Masernerkrankungen nähmen zu. Dies
zeige, dass Impf-Appelle und Aufklärung alleine offenbar nicht
genügten.

Nach Angaben des Ministeriums wurden 2016/2017 Kinder untersucht, die
eingeschult wurden. Damals waren 95 Prozent von ihnen mindestens
einmal gegen Masern geimpft. 89 Prozent hatten mindestens zwei
Impfungen.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion,
Christine Neumann-Martin, sprach sich für eine Impfpflicht aus:
«Weiter auf Aufklärung und eine freiwillige Impfbereitschaft zu
hoffen führt nicht zum Erfolg.» Baden-Württemberg gehöre zu den
Ländern mit der niedrigsten Impfquote gegen Masern - schlechter
stelle sich die Situation nur noch in Sachsen dar. «Daher ist Handeln
angesagt.» SPD-Gesundheitsexperte Rainer Hinderer mahnte Taten an:
«Ich erwarte von Sozialminister Manfred Lucha beim Thema Impfen
endlich konkretes Handeln statt weiterer Ankündigungen.»

Masern sind hochansteckend und können in seltenen Fällen auch tödlich

verlaufen. Im Mai wird ein Vorschlag von Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn (CDU) für eine Impfpflicht erwartet. Bei den Bundesländern

gibt es derzeit keine einheitliche Position.