Pflegemigrantinnen für viele unverzichtbar - rechtliche Grauzone

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Osteuropäische Frauen sind in deutschen
Privathaushalten nach Ansicht von Fachleuten bei der Pflege alter,
pflegebedürftiger oder dementer Menschen unentbehrlich. «Es ist ein
System, das zusammenbrechen würde, wenn es die Osteuropäerinnen nicht
gäbe», sagte die Frankfurter Soziologin Ewa Palenga-Möllenbeck. Die
Internationalisierung von Pflege, pflegende Angehörige und
ausländische Pflegekräfte stehen an diesem Samstag auch im
Mittelpunkt eines Studientages des Diakonischen Werks in Hessen und
Nassau in Frankfurt über «Die Zukunft der Pflege».

Über die Zahl der osteuropäischen Frauen, die in deutschen
Privathaushalten pflegen, gibt es nur Schätzungen. «Von 150 000 bis
400 000 Betroffenen ist da auszugehen», erklärte Johannes Flothow vom
Diakonischen Werk Württemberg. Soziologin Palenga-Möllenbeck zitiert
eine Studie, nach der acht Prozent der Pflegehaushalte ausländische
Arbeitskräfte beschäftigen - viele von ihnen in einer rechtlichen
Grauzone.

Selbst wenn die meist aus Polen, zunehmend aber auch aus Bulgarien
oder Rumänien kommenden Pflegekräfte über offizielle Agenturen
vermittelt werden, sieht Flotow rechtliche Probleme: «Zum einen geht
es laut Vertrag in der Regel um Betreuung, nicht um Pflege in Sinne
des Pflegegesetzes.» Das sähen die Arbeitgeber aber häufig anders.
Zudem bräuchten zahlreiche betreute Menschen mehr als ein bisschen
Unterstützung im Haushalt.

Dann seien da noch die Arbeitszeiten: «Von den Betreuungskräften wird
in der Praxis oft ein Service rund um die Uhr erwartet. Mancher
Arbeitgeber betrachtet das Geld für die Pflegekraft
als Pflege-Flatrate.» Der Nettoverdienst der Frauen beträgt laut
Palenga-Möllenbeck durchschnittlich 1300 Euro. Es gebe aber auch
Frauen, die für einen Nettolohn von 900 Euro arbeiteten.