WHO verzichtet auf Ausrufen einer internationalen Notlage wegen Ebola

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzichtet
zunächst darauf, wegen des grassierenden Ebola-Virus im Kongo eine
«gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite» auszurufen.
Damit folge er einer Empfehlung eines Expertengremiums, sagte
WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf. Die
gefährliche Infektionskrankheit habe sich noch nicht auf die
Nachbarländer ausgebreitet, sagte der Chef des Expertengremiums,
Robert Steffen. Dies bedeute aber nicht, dass die Gefahr vorbei sei.
«Wir können uns nicht zurücklehnen» sagte Steffen.

Es gehe jetzt darum, Zugang zu allen Gegenden in der Demokratischen
Republik Kongo zu bekommen, wo das Virus grassiere. In der
Bürgerkriegsregion im Osten des Kongo ist der Einsatz von Medizinern
gefährlich und schwierig. Tedros machte darauf aufmerksam, dass zur
Bekämpfung einer Ausbreitung der Krankheit mehr Geld gebraucht werde.
Von den budgetierten knapp 150 Millionen Dollar (133 Millionen Euro)
sei erst rund die Hälfte eingesammelt. Durch zusätzlichen Bedarf
liege die aktuelle Finanzierungslücke bei 104 Millionen Dollar.

Seit vorigem Jahr hat die WHO im Kongo fast 1200 Ebola-Fälle
registriert. Mehr als 750 Menschen starben an der Krankheit.
Im Februar war die Zahl der neuen Fälle pro Woche zunächst
zurückgegangen, aber der Trend kehrte sich im März wieder um. Mehr
als 90 000 Menschen, die mit Kranken oder Angehörigen und Freunden
von Kranken in Kontakt waren, wurden mit einem experimentellen
Impfstoff geimpft.

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der
Welt. Es verursacht unter anderem starke innere Blutungen und führt
unbehandelt meist innerhalb von wenigen Tagen zum Tod.