Starke Nebenwirkungen: Einsatz gängiger Antibiotika beschränkt

Antibiotika auf Basis von Fluorchinolonen werden in Deutschland
häufig verschrieben. Doch sie können schwere Nebenwirkungen
verursachen. Nun ziehen die Arzneimittelhersteller Konsequenzen.

Bonn (dpa) - Ärzte sollen die weit verbreitete Antibiotikagruppe der
Fluorchinolone wegen schwerer Nebenwirkungen nur noch stark
eingeschränkt verschreiben. Das teilte das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Montag mit. Die
Medikamente sollen nach Möglichkeit nicht mehr bei «leichten und
mittelschweren Infektionen» eingesetzt werden. Dabei geht es um die
Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin
und Ofloxacin. Insgesamt sind Produkte von mehr als 30
Pharmaherstellern betroffen.

Die Zulassungsinhaber der Medikamente informieren nun Ärzte und
andere Angehörige von Heilberufen mit einem sogenannten
Rote-Hand-Brief. Zudem werden die Packungsbeilagen der Medikamente
geändert. Die neuen Regeln sind das Ergebnis eines europäischen
Risikobewertungsverfahrens.

«Bestimmte schwerwiegende Nebenwirkungen von Fluorchinolonen können
lang anhalten, die Lebensqualität beeinträchtigen und sind
möglicherweise irreversibel», schreibt das BfArM. Betroffen seien vor
allem Sehnen, Muskeln, Gelenke und das Nervensystem. Beim ersten
Anzeichen einer dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen solle die
Behandlung beendet werden. Sie treten den Angaben zufolge sehr selten
auf. Besondere Vorsicht sei unter anderem bei älteren Menschen und
bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geboten, schreibt
das BfArM.

Fluorchinolon-Antibiotika wurden in Deutschland bislang relativ
häufig eingesetzt. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK wurden
im Jahr 2017 rund fünf Millionen Packungen mit fluorchinolonhaltigen
Antibiotika gesetzlich Versicherten von niedergelassenen Ärzten
verordnet. Künftig sollen die Medikamente beispielsweise nicht mehr
gegen akute Bronchitis, Mandelentzündung und zur Prävention
von Reisedurchfall verwendet werden.

Das BfArM stellte aber auch klar: «Fluorchinolone sind eine wichtige
Behandlungsoption gegen verschiedene Infektionserkrankungen, darunter
einige lebensbedrohliche, bei denen andere Antibiotika nicht
ausreichend wirksam sind.» Die ärztliche Entscheidung, Fluorchinolone
zu verschreiben, sollte nur nach einer sorgfältigen
Nutzen-Risiko-Bewertung im Einzelfall getroffen werden.