Oft Pommes, kaum Vollkorn? Klöckner will gesündere Kinderteller

Wenn Familien auswärts essen, gibt es auf der Speisekarte oft extra
Gerichte für Kinder - und die machen Experten Sorgen: Zu viel Fett,
zu viele Kalorien, zu ungesund. Nun lädt die Ernährungsministerin zum
Gespräch.

Berlin (dpa) - Was darf's denn sein für den Nachwuchs - ein kleines
Schnitzel mit Pommes, Fischstäbchen oder Spaghetti? Für Kinder gibt
es in Restaurants oft nicht nur kleinere Portionen, sondern auch
nicht besonders gesunde Gerichte. Ernährungsministerin Julia Klöckner
(CDU) sieht darin ein Problem und hat für Dienstag (13.00 Uhr)
Experten und Gastronomie-Vertreter eingeladen, um Chancen auf eine
gesündere Auswahl für junge Restaurantgäste auszuloten. In
Deutschland gelten laut Ernährungsministerium 15 Prozent der Kinder
als übergewichtig oder fettleibig.

Mit dabei sind die Autoren einer Studie der Universität Heidelberg zu
dem Thema, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Hotel-
und Gaststättenverband Dehoga und das Max-Rubner-Institut (MRI) für
Ernährungsforschung.

Die Heidelberger Studie hatte die Debatte um Kindergerichte in der
Gastronomie Anfang Februar angestoßen. Rund vier von fünf
untersuchten Speisen seien aus ernährungswissenschaftlicher Sicht
schlecht für den Körper, sagte damals Sven Schneider, der mit anderen
Forschern 1877 Kindergerichte auf Speisekarten bewertet hatte. Die
meisten enthielten zu viel Fett und Kalorien, wenig Nährstoffe und
oft rotes Fleisch, sagte er damals der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung». 54 Prozent der untersuchten Essen enthielten
Pommes, Vollkornprodukte fanden sich kein einziges Mal.

Klöckner kündigte daraufhin an, sich mit Vertretern von Gaststätten
und Restaurants zu treffen, um über das für Eltern wichtige Thema zu
sprechen. Es dürfte spannend werden, ob und worauf sich die Experten,
die Gastronomen und die Ministerin einigen wollen. Der Hotel- und
Gaststättenverband Dehoga signalisierte schon vorab, dass er von der
Kritik nichts halte. Die Ergebnisse einer Studie, nach der die
Mehrzahl der Kindergerichte in Gaststätten ungesund seien, könne man
nicht nachvollziehen, teilte der Verband auf Anfrage mit.

«Letztendlich liegt die Entscheidung darüber, was gegessen wird und
die Verantwortung für eine ausgewogene Ernährung in der Hand der
Eltern», hieß es. Das Speiseangebot für Kinder gehe weit über die
Kinderkarte hinaus. So sei es in vielen Restaurants möglich, dass
Kinder zum Beispiel von der regulären Karte die halbe Portion
bestellen könnten. Auch sei zu berücksichtigen, dass es bei vielen
Kindern zu Hause keine Pommes gebe - und diese dann ausnahmsweise
einmal in Restaurants bestellt würden.