Streitfall Klinikkosten: Kassen beklagen Fehlabrechnungen

Wollen die Krankenkassen nur Geld sparen, oder rechnen sich
Krankenhäuser heimlich reich? Die Abrechnung von Klinikkosten sorgt
für Streit. Dabei geht es häufig um die Frage, wie lange
Klinikaufenthalte dauern müssen.

Düsseldorf (dpa) - 15 000 Krankheiten, 30 000 Behandlungsschritte,
1200 Fallpauschalen mit jeweils sechs Schweregraden:
Krankenhausabrechnungen sind in Deutschland nicht nur teuer, sondern
auch kompliziert. Jährlich werden im Auftrag der Krankenkassen
hunderttausende von den Kliniken vorgelegte Rechnungen noch einmal
unter die Lupe genommen - mit millionenschweren Konsequenzen.

Mehr als eine halbe Million Krankenhaus-Rechnungen wurden im
vergangenen Jahr allein in Nordrhein-Westfalen im Auftrag der
Krankenkassen noch einmal überprüft. Rund 321 000 davon durch den
Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Nordrhein, 223 000
durch den MDK Westfalen-Lippe. Dabei erwies sich in NRW etwa jede
zweite Rechnung als fehlerhaft.

Im Bereich Nordrhein sei der Rechnungsbetrag durchschnittlich um etwa
2000 Euro gekürzt worden - in der Summe machte das 307 Millionen Euro
aus. Von den Krankenkassen werden dabei lediglich besonders
auffällige Rechnungen zur Prüfung bei dem medizinischen Dienst
eingereicht.

«Die MDK (Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen) stellen
fest, dass nach wie vor jede zweite geprüfte Krankenhausrechnung
fehlerhaft ist», beklagt der Geschäftsführer des Medizinischen
Dienstes des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (MDS), Peter
Pick.

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald
Gaß, verwies hingegen auf das komplexe Abrechnungssystem. «Das
Abrechnungswesen ist komplizierter als das Steuerrecht. So wie jede
Steuerprüfung Nachzahlungsgründe findet, haben eingeleitete
Abrechnungsprüfungen wegen der Komplexität und der Kompliziertheit
des Abrechnungsverfahrens fast immer Chancen für
Rechnungsbeanstandungen», sagte Gaß.

Vor allem die Dauer eines Klinikaufenthalts steht oft im Zentrum der
Kritik. Bei mehr als der Hälfte der geprüften Rechnungen (57,8
Prozent) ging es beim MDK Nordrhein etwa um die Verweildauer der
Patienten.