Drogenbeauftragte: Lobbyisten reden Patienten Cannabis ein

Wien (dpa) - Die Nachfrage nach Cannabis auf Rezept hat nach Ansicht
der deutschen Drogenbeauftragten nicht nur rein medizinische Gründe.
«Uns ist vollkommen klar, dass es Druck von Patienten gibt, denen von
Lobbyisten eingeredet wird, dass Cannabis immer die beste Medizin
ist», sagte Marlene Mortler der Deutschen Presse-Agentur am Rande
einer UN-Drogenkonferenz in Wien. Diese seit zwei Jahren in
Deutschland erlaubten Arzneimittel seien für manche Patienten
sinnvoll, aber «nicht die erste Wahl», sagte die Beauftragte der
Bundesregierung. «Es gibt viele andere gut wirkende, besser wirkende
Medikamente.»

Der Internationale Drogenkontrollrat (INCB), der die Einhaltung von
UN-Drogenverträgen überwacht, kritisierte vor kurzem, dass einige
Länder Cannabis als Medizin für verschiedenste Beschwerden zulassen,
obwohl die Wirksamkeit nur für Patienten mit Multipler Sklerose,
Epilepsie oder mit Nebenwirkungen von Chemotherapie belegt sei. Eine
zu liberale Verschreibungspraxis könne den Eindruck erzeugen,
Cannabis sei auch als Droge harmlos, warnten die Experten des INCB.

Mortler nahm an einer Sitzung der Suchtstoffkommission der Vereinten
Nationen teil, in der UN-Mitglieder die internationale Drogenpolitik
regelmäßig weiterentwickeln. Kommende Woche wird das Gremium über den

Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation beraten, den
Cannabis-Bestandteil Cannabidiol (CBD) von der Liste der verbotenen
Substanzen zu streichen. Das nicht psychoaktive CBD wird für
Arzneimittel verwendet. Die WHO schlage jedoch nicht vor, Cannabis
ganz zu legalisieren, betonte Mortler.