Die Temperaturen steigen - und damit auch die Zeckengefahr Von Wera Engelhardt und Sebastian Schlenker, dpa

Milderes Wetter und Vogelgezwitscher lassen erahnen: Der Frühling
kommt. Viele Menschen zieht es nun wieder mehr ins Freie. Dort lauert
jedoch eine krabbelnde Gefahr.

München (dpa/lby) - Sonnenschein und steigende Temperaturen wecken
nicht nur Frühlingsgefühle - es ruft auch Zecken auf den Plan.
Die Zeckensaison beginnt nach Angaben des Gesundheitsministeriums
eigentlich erst im Frühjahr, bei milden Temperaturen können die
Krabbeltiere aber auch schon vorher aktiv sein. Das heißt: Auch jetzt
besteht schon ein gewisses Risiko. Zwei Menschen sind dem Landesamt
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zufolge in diesem
Jahr bislang an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt.
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wirbt deshalb dafür, sich
gegen diese Virusinfektion impfen zu lassen.

Die Zahl der FSME-Risikogebiete hatte sich zuletzt erhöht: Mit den
Landkreisen Landsberg am Lech und Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern)
sowie der Stadt Kaufbeuren (Schwaben) sind nun 91 der 96 Landkreise
und kreisfreien Städte FSME-Risikogebiet. 2018 gab es laut LGL
bayernweit 224 FSME-Fälle. Zudem besteht durch Zecken die Gefahr
einer Infektion mit Borreliose, gegen die es keinen Impfschutz gibt.

Begünstigt wird die Ausbreitung der kleinen Krabbeltiere vor allem
durch das wärmer werdende Wetter im Frühjahr. Der März war bislang
etwa «deutlich zu mild», wie ein Sprecher des Deutschen
Wetterdienstes in München sagte. Die Temperaturen lägen erkennbar
über dem langjährigen Mittel.

Die Krankheit FSME verläuft nach Angaben des Robert-Koch-Instituts
(RKI) in Berlin in zwei Phasen und beginnt mit grippeähnlichen
Beschwerden. Oft bleibt eine zweite Phase aus - kommt es doch dazu,
drohen dem Betroffenen Ausfälle im Nervensystem wie Anfallsleiden
oder andauernde Kopfschmerzen.

Borreliose führt laut RKI zu Krankheitssymptomen wie Fieber, Muskel-
und Kopfschmerzen. Monate oder Jahre nach der Infektion kann eine
Gelenkentzündung hinzukommen. Die Zecke muss eine längere Zeit
saugen, bevor der Erreger übertragen wird. Das Infektionsrisiko
steigt nach Angaben des Instituts nach einer Saugzeit von mehr als
zwölf Stunden. Das heißt: Je früher das Krabbeltier entdeckt und

entfernt wird, desto besser.

Im vergangenen Jahr tauchte in Deutschland eine Zecke vermehrt auf,
die eigentlich in den Trocken- und Halbtrockengebieten von Afrika,
Asien und ganz Südeuropa beheimatet ist: die Hyalomma. Zu dieser
Gattung gehören 27 verschiedene Arten. Die beiden Zeckenarten
Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes kamen bisher in Mittel- und
Nordeuropa nicht vor. Sie gelten aus Überträger jenes Virus, das das

Krim-Kongo-Fieber verursacht. Dies kann mit schweren Blutungen
einhergehen. «Die 19 Zecken in Deutschland trugen das Virus aber
nicht in sich», erklärte Peter Hagedorn, Zecken-Experte beim RKI.

Ein Tier der Gattung Hyalomma marginatum entdeckte eine Frau
in Halfing im Landkreis Rosenheim, wie Hagedorn berichtet. Sie habe
das ungewöhnlich große Tier mit auffällig gestreiften Beinen
eingefangen und an das Institut geschickt. Hagedorn untersuchte und
identifizierte das Tier.