WHO: Digitale Werbung verlockt Minderjährige zu ungesundem Verhalten

Genf (dpa) - Chatten, Promis folgen, soziale Medien nutzen: Kinder
und Jugendliche sind immer häufiger online unterwegs und werden dabei
mit Werbung bombardiert, die ihre Gesundheit gefährden kann. Davor
warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Regierungen brauchten
bessere Nutzungsdaten, um diese Werbewelt zum Schutz der Kinder
besser zu regulieren, forderte die WHO-Europaregion am Donnerstag.

Um bei Erwachsenen Herzkrankheiten, Krebs und Fettleibigkeit zu
verhindern, sei es wichtig, schon Kinder und Jugendliche vor Werbung
für ungesunde Nahrungsmittel zu schützen. Dazu zählen besonders sü
ße,
salzige oder fettige Snacks. Es gebe immer mehr Hinweise, dass Kinder
und Jugendliche durch digitales Marketing für ungesunde Produkte
beeinflusst würden, so die WHO. Nichtansteckende Krankheiten machten
86 Prozent der Todesursachen in der Europa-Region aus, so die WHO. Zu
der Region gehören 53 Länder, darunter neben der EU auch Russland,
die Türkei, Israel, Usbekistan und Aserbaidschan.

Die WHO zitiert aus einer Studie in Großbritannien, dass drei Viertel
der 13- bis 17-Jährigen in sozialen Medien Marken folgen, die sie
mögen und dass 57 Prozent in Apps und Onlinespielen Käufe tätigen.
Wenn Alkoholfirmen Nutzer einladen, selbst Inhalte hochzuladen oder
zu teilen, könne dies gerade jüngere Menschen ansprechen, warnt die
WHO. Junge Leute vertrauten oft Inhalten, die von anderen Nutzern
oder Influencern, die für Werbung bezahlt werden, hochgeladen werden.
In den meisten Ländern würden inzwischen mehr Werbegelder für
digitale Medien als für Fernsehwerbung ausgegeben, so die WHO.

Aber es gebe viel zu wenige Nutzerdaten, auch, weil Plattformen wie
Facebook, Google und Amazon ihre Informationen für sich behalten
wollen. Die WHO drängt Behörden, zu untersuchen, welche Altersgruppen
aus welchen sozialen Schichten wann online sind und welche Art
digitaler Kommunikation nutzen. Auch über die digitalen Strategien
von Werbern wisse man zu wenig. Gewappnet mit diesen Informationen
könnten Regierungen die jungen Menschen besser schützen.