107 Schüler wegen fehlender Masernimpfung von Schule ausgeschlossen

Plötzlich schulfrei: 107 Schüler dürfen in Hildesheim vorerst nicht
zur Schule gehen, weil sie nicht gegen Masern geimpft sind. Die
Maßnahme nach einem Ausbruch der Krankheit dient dem Schutz der
Kinder. Aber was ist mit dem Unterrichtsstoff und Prüfungen?

Hildesheim (dpa/lni) - Nach dem Masernausbruch an einer Hildesheimer
Gesamtschule sind 107 Schüler wegen eines fehlenden Impfschutzes bis
Ende kommender Woche vom Unterricht ausgeschlossen worden. Das teilte
der Landkreis Hildesheim nach einer Überprüfung des Impfstatus aller
700 Schüler am Dienstag mit.

Das Gesundheitsministerium in Hannover hatte die drastische Maßnahme,
den Schülern den Zugang zur Schule zu verwehren, gerechtfertigt. Die
Schule müsse in Absprache mit der Kreisgesundheitsbehörde eine
rechtliche Abwägung zwischen der Schulpflicht und dem Schutz der
Kinder vor einer ansteckenden Krankheit vornehmen.

Schüler, die nicht zum Unterricht könnten, würden unter anderem übe
r
das Intranet der Oskar-Schindler-Gesamtschule mit Lehrmaterial
versorgt, sagte der stellvertretende Schulleiter Albert Claßen.
Prüfungen oder Klassenarbeiten müssten später nachgeholt werden.

Niedersachsenweit stieg die Zahl der Masernfälle seit Jahresbeginn
auf 29. Mit einem weiteren Anstieg werde gerechnet, teilte das
Landesgesundheitsamt in Hannover mit. Allein im Landkreis Hildesheim
wurden 24 Erkrankungen registriert. Eine Erklärung für die Häufung
gebe es nicht, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Holger
Scharlach. Einen Einfluss könne haben, in welchem Umfeld die
Krankheitsfälle auftreten, wie in diesem Fall in einer Schule. Jedoch
seien nicht nur Kinder und Jugendliche unter den Erkrankten. «Wir
sehen bei dem Ausbruch auch Erkrankte im Alter über 20 Jahren, es ist
eben gerade keine Kinderkrankheit.»

Nach den jüngsten 2017 bei Schulanfängern erhobenen Daten waren 93,3
Prozent mindestens zweimal gegen Masern geimpft. Damit in der
Bevölkerung eine Ausbreitungsbarriere gegen Masern-Infektionen
entsteht, wird ein Immunisierungsgrad von 95 Prozent der Bevölkerung
mit zwei Masernimpfungen als erforderlich angesehen.

Vor der Gesamtschule war in Hildesheim bereits das Gymnasium
Andreanum mit einer erkrankten Schülerin Ende Februar von dem
Masernausbruch betroffen. Wie Schulleiter Dirk Wilkening sagte,
hätten 13 Schüler und 2 Lehrer für knapp zwei Wochen nicht die Schule

besuchen können. Die Betroffenen seien über das Intranet der Schule
und über Mitschüler mit dem Unterrichtsstoff versorgt worden.