Bei Drogenersatztherapie fehlen Ärzte - Appell von Mortler

Frankfurt/Berlin (dpa) - Zehntausende Drogenkranke profitieren von
einer Ersatztherapie mit Medikamenten. Aber immer weniger Mediziner
sind bereit, diese Patienten zu betreuen. Die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Marlene Mortler, appelliert jetzt an die
Ärzteschaft: «Substituieren Sie, denn das kann Leben retten!»

«Substitutionstherapie» nennt man die Behandlung von Abhängigen, bei

denen illegale Drogen durch Medikamente wie Methadon ersetzt
(«substituiert») werden. Ziel ist, von den Drogen loszukommen - und
auf dem Weg dahin die gesundheitliche und soziale Situation des
Patienten zu verbessern. Aber das gelingt immer seltener. «Es wird
zunehmend schwerer, Ärzte für die Substitution zu finden», sagt
Oliver Müller-Maar, Experte für Substitution im Frankfurter
Drogenreferat.

Über die Gründe könne man nur spekulieren: In normalen Arztpraxen
seien Drogenabhängige «wahrscheinlich nicht die Wunschpatienten»,
schätzt Müller-Maar. Und in den Spezialambulanzen «fehlen uns heute
die «Überzeugungstäter» von früher». Eine der elf Spezialambula
nzen
hat bereits dicht gemacht, weitere könnten folgen, weil sie kein
Personal finden, wenn ein Arzt pensioniert wird. «Die sind regelrecht
verzweifelt», sagte Müller-Maar. Die Zahl der Patienten ist seit
Jahren relativ konstant, sie pendelt zwischen 1500 und 1700.