WHO: Erfolg im Ebola-Einsatz nur mit mehr Entwicklungshilfe

Sie versuchen im Kongo, die gefährliche Ebola-Epidemie einzudämmen,
und werden attackiert: medizinische Helfer. Die WHO hat erkannt, dass
in Konfliktgebieten viel mehr mehr nötig ist als Ebola-Spezialisten.

Genf (dpa) - Gewalt, Misstrauen und Frust der Bevölkerung im Osten
des Kongo verhindern in dem Konfliktgebiet einen erfolgreichen Kampf
gegen das gefährliche Ebola-Virus. Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) setzt deshalb auf eine neue Strategie: Die Menschen brauchten
neben dem Ebola-Einsatz deutlich mehr Unterstützung, auch zur
Verbesserung der Infrastruktur in der Region, sagte der
Ebola-Einsatzleiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michel
Yao, der Deutschen Presse-Agentur.

Der Kanadier reagierte auf eine Analyse der Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen (MSF), die die derzeitige Ebola-Strategie für
gescheitert erklärt hat. In Konfliktgebieten, wo seit Jahrzehnten
bewaffnete Gruppen kämpfen, würden zu viele Infizierte nicht in
Behandlungszentren gebracht. Demnach sind Menschen misstrauisch, dass
Ebola-Einsätze ein Vorwand für politische Akteure sind, in die Dörfer

zu gelangen. Sie seien auch frustriert, weil Helfer viel Geld in den
Kampf gegen Ebola stecken, während Kinder weiter an Malaria sterben.
Auch die rigorose Abschirmung von Patienten und die ihrer Ansicht
nach wenig würdevollen Beerdigungen von Opfern stoßen demnach auf
Ablehnung.

«Wir wollen einen Vertrauensvertrag mit der Bevölkerung schließen»,

sagte Yao. «Wenn wir die Herzen der Menschen nicht gewinnen, werden
wir keinen Erfolg haben.» Dazu gehöre mehr Rücksicht auf die Wüns
che
der Bevölkerung. «Wir haben seit dem großen Ebola-Ausbruch in
Westafrika 2014 viel gelernt», sagt Yao.

So würden Patienten in Behandlungszentren nicht mehr in völliger
Isolation behandelt, sondern könnten unter Sicherheitsvorkehrungen
Besuch empfangen. Statt Ebola-Tote von Fremden in hermetisch
geschlossenen Schutzanzügen beerdigen zu lassen würden die
Leichenbestatter in den Dörfern geschult, wie sie Infizierte
bestatten können, ohne dass sich jemand ansteckt. Statt sämtliche
Habe eines verstorbenen Ebola-Patienten zu verbrennen, werde nun
geschaut, ob Dinge, an denen die Angehörigen besonders hängen, nicht
anders dekontaminiert werden können.

Wenn an einer örtlichen Gesundheitsstation eine Wasserpumpe fehle,
versuche die WHO im Rahmen des Ebola-Einsatzes inzwischen, Abhilfe zu
schaffen. Bei größeren Infrastruktur-Problemen würden andere Akteure

ins Boot geholt. «Die Weltbank etwa plant bereits Projekte für nach
dem Ende des Ebola-Ausbruchs, aber wir ermuntern sie, schon jetzt
anzufangen», sagte Yao.

Wie MSF findet es auch die WHO problematisch, wenn die kongolesischen
Behörden mit Polizei oder Militär vor Behandlungszentren stehen oder
bei Besuchen in Dorfgemeinschaften zugegen sind. Allerdings müsse das
Personal vor Übergriffen geschützt werden. WHO-Generaldirektor Tedros
Adhanom Ghebreyesus wollte diese Fragen am Wochenende im Kongo mit
der Regierung zu besprechen. Bei dem derzeitigen Ebola-Ausbruch haben
sich in den vergangenen sieben Monaten mehr als 900 Menschen
angesteckt, mehr als 570 Infizierte sind an der Krankheit gestorben.