Ärzte ohne Grenzen: Ebola-Strategie versagt

Genf (dpa) - Die derzeitige Strategie zur Bekämpfung des
Ebola-Ausbruchs im Kongo hat nach Überzeugung der Hilfsorganisation
Ärzte ohne Grenzen (MSF) versagt. «Wir sind nicht sicher, dass wir
(die Epidemie) zu Ende bringen, wenn wir so weitermachen wie bisher»,
sagte MSF-Präsidentin Joanne Liu am Donnerstag in Genf. Sie verlangte
ein Vorgehen, das die Wünsche und Ängste der Patienten und die
Dorfgemeinschaften stärker ins Zentrum rückt.

Bei dem Ebola-Ausbruch im Osten des Kongo, der vor sieben Monaten
bekanntgegeben wurde, haben sich nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) 907 Menschen mit dem Erreger
angesteckt, 569 sind gestorben. Erschwert wird die Bekämpfung der
Epidemie dadurch, dass in der Region Dutzende Rebellengruppen aktiv
sind. Zudem müsse man aber auch das Vertrauen der Bevölkerung
gewinnen, betonte Liu.

«Es gibt einen großen Widerspruch: Auf der einen Seite stehen die
Möglichkeiten für eine schnelle und umfassende Ebola-Bekämpfung mit
neuesten medizinischen Mitteln, wie Impfungen. Auf der anderen Seite
sterben die Menschen zuhause, weil sie den
Ebola-Bekämpfungsstrategien misstrauen und nicht in die
Behandlungszentren kommen.» Mehr als 40 Prozent der Menschen sterben
den Angaben zufolge zu Hause und nicht in Behandlungszentren. Das
erhöhe die Ansteckungsgefahr für andere Menschen deutlich.

Bei 43 Prozent der Patienten wurden laut MSF keine Kontakte zu
anderen Kranken oder deren Umfeld gefunden - die Quelle der
Ansteckung war also unbekannt. Liu forderte ein Umdenken, um das
Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen. Es funktioniere nicht, wenn
Polizei und Armee Menschen zwingen wollten, sich an
Gesundheitsvorschriften zu halten. Kranke wollten nicht in die
Ebola-Zentren, «weg von ihren Angehörigen und umgeben von Leuten in
Weltraumanzügen», sagte Liu. Ärztinnen und Pfleger tragen
Schutzkleidung, um sich vor Ansteckung zu schützen.

«Es dürfen keine Zwangsmaßnahmen eingesetzt werden, um Patienten zu
suchen und zu behandeln, sichere Beerdigungsmethoden durchzusetzen
und Häuser zu dekontaminieren», sagte Liu. MSF hatte seine Arbeit in
zwei Orten eingestellt, nachdem Unbekannte die dortigen
Behandlungszentren vergangene Woche angegriffen hatten.