Gremium warnt vor laxer Kontrolle von medizinischem Cannabis

Wien (dpa) - Der vermehrte Einsatz von Cannabis zu medizinischen
Zwecken birgt nach Ansicht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats
(INCB) große Risiken. Ungenügend regulierte Cannabis-Programme für
medizinische Zwecke könnten dazu führen, dass die Droge auch
außerhalb dieses eng begrenzten Rahmens genutzt werde und so die
öffentliche Gesundheit beeinträchtigen könne, schreibt das Gremium in

seinem am Dienstag in Wien veröffentlichen Bericht.

«Es gibt sehr viele Missverständnisse über die Sicherheit,
Regulierung und Verteilung von Cannabis - besonders dort, wo der
Gebrauch für Freizeitzwecke legalisiert wurde oder Cannabis-Programme
für medizinische Zwecke erweitert werden», sagte der INCB-Präsident
Viroj Sumyai. Aufgrund dieser Entwicklung drohten generell die
Risiken von Cannabis in den Hintergrund zu rücken.

Kanada hatte 2018 den legalen Zugang zu Cannabis für
nicht-medizinische Zwecke ermöglicht. Auch in einigen
US-Bundesstaaten ist ein Bezug von Cannabis nicht nur zu
medizinischen Zwecken möglich. In Uruguay kann Cannabis schon seit
2013 erworben werden.

Auch durch Gerichtsurteile werde die Zweckbindung von Cannabis
geschwächt, hieß es. So hätten Gerichte in Südafrika und Mexiko die

Beschränkung auf medizinische Zwecke für verfassungswidrig erachtet.

Zugleich bekannte sich das Gremium zu einer stärkeren medizinischen
Nutzung der schmerzstillenden Droge. Der Rat appellierte an die
Regierungen, mehr zu tun, um das unnötige Leiden von Menschen, die
keinen Zugang zu Schmerzmitteln hätten, zu beenden. In Deutschland
können sich Patienten seit zwei Jahren medizinisches Cannabis regulär

beim Arzt verschreiben lassen.

Der INCB überwacht die Einhaltung der UN-Drogenkontrollverträge über

den Anbau, die Produktion und Verwendung von Suchtmitteln.