Sonne, Mond und Sterne im März - Osterparadoxie greift Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert, so
besagt es eine uralte Regel. Doch die zugrundeliegende
Rechenvorschrift hat manchmal Tücken. Auch in diesem Jahr kommt es
zum Phänomen der Osterparadoxie.

Berlin (dpa) - Die Sonne wandert im März am aufsteigenden Ast ihrer
Jahresbahn durch den Tierkreis. Am 12. wechselt sie aus dem Sternbild
Wassermann in das der Fische. Am 20. März überschreitet sie um 22.58
Uhr den Himmelsäquator und wechselt auf die Nordhalbkugel des
Himmelsgewölbes. Dieser Zeitpunkt markiert den Frühlingsbeginn, die
Tagundnachtgleiche. Nach dem 20. sind in unseren Breiten die Tage
wieder länger als die Nächte. Der Schnittpunkt von aufsteigender
Sonnenbahn und Himmelsäquator wird auch Widderpunkt genannt. Denn er
ist der Beginn des Tierkreiszeichens Widder. Der Widder- oder
Frühlingspunkt liegt in unserer Zeit im Sternbild Fische.

Nur knapp vier Stunden nach dem astronomischen Frühlingsbeginn tritt
die Vollmondphase ein. Der Mond steht am 21. um 2.43 Uhr morgens im
Sternbild Jungfrau der Sonne genau gegenüber. Eine allgemeine Regel
lautet: Der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling ist
der Ostersonntag. Doch dem ist in diesem Jahr nicht so. Ein Blick in
den Kalender zeigt: Ostern fällt nicht auf Sonntag, 24. März, sondern
findet erst vier Wochen später statt. Ostersonntag ist der 21. April.
Im Jahr 2019 kommt es zu einer sogenannten Osterparadoxie.

Die Regel, Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu
feiern, wurde im Jahr 325 nach Chr. auf dem Konzil von Nicaea
beschlossen. Zur Berechnung dient die Rechenvorschrift des «Computus
paschalis ecclesiaticus». Grundlage ist die Ermittlung des
Vollmondtermins nach dem sogenannten Metonschen Zyklus. Nach 19
Jahren wiederholen sich die Mondphasen zum selben Datum. Denn 235
Lunationen (Mondmonate) entsprechen ziemlich genau 19 Jahren von
Frühlingsbeginn bis Frühlingsbeginn.

Der so kalkulierte zyklische Vollmond kann vom wahren astronomischen
Vollmondzeitpunkt um einen Tag abweichen. Außerdem berechnet der
Computus nur den Tag, aber nicht die genaue Uhrzeit der
Vollmondphase. Ferner legte man bei dem Konzil als Frühlingsbeginn
den 21. März fest, ebenfalls ohne Uhrzeit. Somit ist der erste
Vollmond nach dem 21. März in diesem Jahr der Freitag, 19. April. Der
folgende Sonntag, der 21. April, ist daher der Ostersonntag.

Letztmals kam es 1962 zu einer Osterparadoxie. Die nächste wird im
Jahr 2038 eintreten - es sei denn, man fixiert das Osterdatum und
feiert das Osterfest jedes Jahr am zweiten Sonntag im April, wie
schon mehrfach vorgeschlagen wurde.

Neumond tritt bereits am 6. März um 17.04 Uhr ein. Zwei Tage vorher
befindet sich der Mond mit 406 690 Kilometer Distanz in Erdferne. In
der Nacht vom 12. auf 13. wandert der zunehmende Halbmond durch das
Goldene Tor des Tierkreises im Sternbild Stier. Seinen erdnächsten
Bahnpunkt passiert der Mond am 19. abends, wobei ihn 359 380
Kilometer von uns trennen.

Der flinke Merkur kann zu Monatsbeginn noch am Abendhimmel tief im
Westen eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang gesehen werden. Nach
dem 4. März wird man vergeblich nach dem sonnennächsten Planeten
Ausschau halten.

Mars ist nach wie vor in der ersten Nachthälfte vertreten. Nach
Einbruch der Dunkelheit sieht man ihn am Westhimmel. Am 23. verlässt
er das Sternbild Widder und tritt in das Sternbild Stier. Ende März
zieht der rote Planet südlich am Siebengestirn, dem Sternhaufen der
Plejaden, vorbei. Eine halbe Stunde vor Mitternacht geht Mars unter.

Der Morgenhimmel ist bestückt mit hellen Planeten. Allen voran ist
die strahlende Venus zu nennen, die nach wie vor ihre Rolle als
Morgenstern spielt. Am 3. erhält sie Besuch von der schmalen Sichel
des abnehmenden Mondes. Der Venusaufgang erfolgt Anfang März kurz vor
6.30 Uhr morgens, zu Monatsende eine halbe Stunde früher.

Jupiter im Sternbild Schlangenträger ist ebenfalls am Morgenhimmel
vertreten. Der Riesenplanet geht immer früher auf und wird allmählich
zum Planeten der zweiten Nachthälfte. Auch Saturn im Schützen kann am
Morgenhimmel knapp über dem Südosthorizont gesehen werden. Sein
prächtiger Ring ist allerdings nur in einem Fernrohr zu erkennen.

Ende März bis Anfang April zieht der abnehmende Mond an der
morgendlichen Planetenparade vorbei. Zunächst begegnet er Jupiter am
27., zwei Tage später passiert er Saturn und am 2. April erreicht er
Venus.

Den Westhimmel nehmen noch die Wintersternbilder ein. Orion und
Sirius im Großen Hund stehen kurz vor ihrem Untergang. Der Stier mit
dem roten Stern Aldebaran ist weit im Westen zu sehen. Höher noch
stehen die Zwillinge mit Kastor und Pollux. Der Kleine Hund mit
seinem Hauptstern Prokyon hält sich im Südwesten auf. Die Kassiopeia,
das Himmels-W, ist herabgesunken, während hoch im Nordosten - fast
schon im Zenit - der Große Wagen hilft, den Polarstern zu finden.

Der Krebs hat seinen Gipfel hoch im Süden erklommen und krabbelt eben
durch den Meridian. Dem Krebs folgt im Tierkreis der Löwe. Während
der Krebs in unseren lichtüberfluteten Städten kaum zu erkennen ist,
da er sich nur aus lichtschwächeren Sternen zusammensetzt, kann der
markante Löwe als Leitsternbild des Frühlingshimmels gut ausgemacht
werden. Ein großes Sternentrapez stellt den Rumpf, ein kleineres,
aufgesetztes den Kopf des Tieres dar. Der Löwe ist Mitglied des
Tierkreises. Vom 11. August bis 17. September wandert die Sonne durch
dieses Sternbild. Je nach Lage des letzten Schaltjahres können sich
diese Daten um einen Tag verschieben.

Der griechischen Sage nach handelt es sich um den gewaltigen Löwen
von Nemea. Geboren von der Mondgöttin Selene, war er keine
gewöhnliche Raubkatze. Sein Fell war unverwundbar. Weder Pfeile und
Speere noch Schwerter konnten ihn verletzen. Doch dem Helden Herkules
gelang es, das Monster zu erwürgen. Von göttlicher Abstammung, kehrte
der Löwe nach seinem irdischen Ende wieder an den Himmel zurück, wo
man ihn heute noch bewundern kann.

Der hellste Stern im Löwen heißt Regulus, was kleiner König bedeutet.

Er ist eine heiße, bläuliche Sonne in 77 Lichtjahren Entfernung.
Jedes Jahr am 23. August zieht die Sonne am Königsstern im Löwen
vorbei.

Am Sonntag, 31. März, beginnt die Mitteleuropäische Sommerzeit. Um
2.00 Uhr morgens sind die Uhren um eine Stunde vorzustellen. In den
meisten Bundesstaaten der USA beginnt die Sommerzeit (Daylight saving
time) schon am 10. März 2019.