Experten sollen das Rätsel um blau gefärbtes Trinkwasser lösen

Es ist die Stunde der Spezialisten: Sie sollen durch aufwendige
Analysen herausfinden, warum das Wasser in Heidelberg und Dossenheim
sich blau verfärbt. Bürger und Behörden müssen sich aber noch
gedulden.

Heidelberg (dpa/lsw) - Das Rätsel um die blaue Verfärbung des
Trinkwassers in Heidelberg und Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis) wird
wohl noch bis mindestens Mitte kommender Woche nicht gelöst werden.
Es würden zusätzliche Wasserproben im Brunnen Entensee in Heidelberg
und anderen Orten in der Gemeinde Dossenheim für aufwendige
Laboruntersuchungen entnommen, teilte das Landratsamt des
Rhein-Neckar-Kreises am Freitag mit. Die Ergebnisse werde nicht vor
Mitte kommender Woche feststehen. «Wir steigen nun in die tiefere
Ursachenforschung ein», sagte ein Sprecher des Rhein-Neckar-Kreises
am Freitag. Für die Uniklinik und das Studierendenwerk Heidelberg
hatte der Wasseralarm am Donnerstag massive Folgen.

Mehrere Bürger der Gemeinde Dossenheim hatten am Donnerstagmorgen die
leichte Blaufärbung gemeldet. Mitarbeiter des Landratsamtes hatten
die Aussagen überprüft und bestätigt, dass sie zuträfen. Daraufhin

waren Bewohner in Dossenheim und Heidelberg aufgefordert worden, kein
Leitungswasser mehr zu nutzen. Am Donnerstagnachmittag hatten die
Behörden dann Entwarnung gegeben. Analysen hatten zunächst keine
Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung ergeben.

Das Hygiene-Institut der Uniklinik Heidelberg und das
Technologiezentrum Wasser sind nun mit der feinstofflichen Analyse
befasst. «Wir haben keinen konkreten Stoff im Verdacht», sagte der
Leiter des Gesundheitsamtes für den Rhein-Neckar und die Stadt
Heidelberg, Rainer Schwertz. «Wir können verstehen, dass die Bürger
und die Öffentlichkeit die Ursache wissen wollen.» Eine Beobachtung
dieser Art habe er selbst auch noch nie gemacht: Das Wasser erscheine
in kleinen Mengen klar, habe aber in größeren Mengen einen «diskreten

Blauschimmer». Bei der Standardanalyse hätten auch die
Metallverbindungen, die ursächlich hätten sein können, im Normbereich

gelegen. Schwertz betonte, es habe keinerlei Meldungen über
gesundheitliche Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Verfärbung
gegeben.

Das Studierendenwerk Heidelberg hatte Hunderte von mit Leitungswasser
gekochten Essen vorsorglich weggeworfen. «Uns ist ein massiver
Schaden entstanden. Wir prüfen, ob das ein Versicherungsfall ist»,
sagte eine Sprecherin.

Auch die Auswirkungen des Wasseralarms auf die Uniklinik Heidelberg
waren gravierend. Der Normalbetrieb wurde auf Notbetrieb umgestellt,
der Krisenstab trat mehrfach zusammen, wie das Krankenhaus mitteilte.
Es wurden nur noch Notfälle behandelt und laufende Operationen zu
Ende geführt. Die Küche stellte ihren Betrieb ein; die Patienten
mussten sich mit Lunchpaketen und in der Mikrowelle erwärmten
Tiefkühlgerichten begnügen. Bereits gekochte Mahlzeiten mussten
weggeworfen werden. Als die weitere Entwicklung noch nicht abzusehen
war, hatte die Klinik Verbrauchsgüter wie Desinfektionsmittel und
Trinkwasser in großen Mengen geordert.