Anonyme Spurensicherung hilft Gewaltopfern - zu wenig Anlaufstellen

Düsseldorf (dpa/lnw) - Gewaltopfer, die nicht sofort Strafanzeige
stellen können oder wollen, haben in Nordrhein-Westfalen zu wenige
Möglichkeiten zur anonymen Spurensicherung. Darauf weisen zahlreiche
Experten in Stellungnahmen an den Düsseldorfer Landtag hin.
Vielerorts fehle es an klinischen Anlaufstellen und entsprechend
geschulten Ärzten ebenso wie an Regelungen zur Abrechnung und zur
Lagerung der Beweisspuren, stellen Mediziner, Wissenschaftler und
Frauenberatungsstellen fest.

Am Donnerstag soll das Thema im Gleichstellungsausschuss zur Debatte
stehen. Die schwarz-gelben Regierungsfraktionen hatten die
Sachverständigenanhörung beantragt, um angemessene Standards für eine

gerichtsfeste anonyme Spurensicherung zu erörtern.

Die bisherigen Angebote in den Kommunen bezögen sich auf weibliche
Opfer von Sexualstraftaten, heißt es im Antrag von CDU und FDP. Sie
fordern die Landesregierung auf, Hilfsstrukturen auch für männliche
Gewaltopfer aufzubauen. Der Ausbau der anonymen Spurensicherung ist
im Koalitionsvertrag verankert.

Viele Opfer sähen sich nicht in der Lage, Sexualstraftaten oder
andere Gewalterfahrungen direkt nach der Tat zur Anzeige zu bringen,
unterstreicht Jürgen Antoni, sachverständiger Gutachter für den
Polizei- und Justizvollzug, in seiner Stellungnahme. Teils sei
verletztes Schamgefühl die Ursache, «aber oftmals auch Angst vor
Repressalien oder weiteren Demütigungen». Anonyme Spurensicherung sei
wichtig, um noch vor den Verjährungsfristen handeln zu können. Sehr
oft handle es sich um Beziehungstaten aus dem persönlichen Umfeld.