Bis zu 63 Monatsgehälter: Bayer bietet bei Job-Abbau hohe Abfindungen

Der Leverkusener Dax-Konzern hat im vergangenen Jahr beim Personal
den Rotstift rausgeholt. 12 000 Beschäftigte sollen weltweit ihre
Stelle verlieren. Nun wissen die Mitarbeiter schwarz auf weiß, unter
welchen Konditionen sie gehen könnten.

Leverkusen (dpa) - Beim geplanten Abbau von 12 000 Stellen weltweit
bietet der Pharma- und Chemiekonzern Bayer Mitarbeitern lukrative
Aufhebungsverträge an. Sie sollen älteren Beschäftigten in
Deutschland einen vorzeitigen Gang in die Rente ermöglichen, ohne
dass diese allzu große Abschläge erleiden. Jüngere Bayer-Mitarbeiter

können ferner hohe Abfindungen in Anspruch nehmen. Das zeigt eine
Vereinbarung zwischen dem Gesamtbetriebsrat und dem Dax-Konzern, die
der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bayer bestätigte die fürs
Inland gültige Einigung, die am Montag auch intern verkündet wurde.

Bayer erlebt eine schwierige Phase. Die Übernahme des US-Konkurrenten
Monsanto wurde zum milliardenschweren Kraftakt mit Nebenwirkungen -
die Leverkusener müssen sich einer Klagewelle wegen des umstrittenen
Unkrautvernichters Glyphosat erwehren. Der Konzern hat viele
Baustellen, auch das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln läuft
nicht rund. Im November verkündete Bayer Pläne zum Stellenabbau, um
Kosten zu sparen und Arbeitsabläufe effizienter zu machen.

Im Kern bietet der Konzern nun «Flexi Aufhebungsverträge», die über

sechs Jahre laufen. Sie ermöglichen, dass Mitarbeiter schon ab 57
Jahren vorzeitig in Ruhestand gehen können und maximal 7,2 Prozent
Abschlag von der gesetzliche Rente verkraften müssen. Voraussetzung
sind neben dem Alter der Beschäftigten 35 Rentenversicherungsjahre.

Bei früheren Vereinbarungen konnten die Einbußen gegenüber der
gesetzlichen Rente unter Umständen höher sein, heißt es in dem
Papier. Mitarbeiter könnten sich bei den Vorruhestandsregelungen
monatlich Geld auszahlen lassen gemessen am letzten Brutto-Gehalt
oder aber einen Betrag auf einen Schlag. Auch Boni, Zulagen und
Leistungen wie Urlaubsgeld würden berücksichtigt.

Für Mitarbeiter unter 57 Jahren wurden ferner Abfindungen von bis zu
63 Monatsgehältern ausgehandelt. Zuvor sei bei höchstens 54
Monatsgehältern Schluss gewesen, betonte der Gesamtbetriebsrat. Zudem
gebe es Zuschläge für Ehepartner, Kinder und Schwerbehinderte.
Bayer-Beschäftigte mit weniger als drei Jahren Betriebszugehörigkeit

können eine Abfindung von drei Monatsgehältern erhalten.

«Wir haben erfolgreich verbesserte Bedingungen für einen vorzeitigen
Ruhestand und sehr gute Abfindungsregelungen erreicht», erklärte der
Gesamtbetriebsratsvorsitzende Oliver Zühlke in dem Schreiben. Zu
Details des Pakets, das rückwirkend ab 1. Januar gilt, könnten sich
Mitarbeiter individuell beraten lassen.

Bayer hatte im vergangenen November verkündet, rund 12 000 von rund
118 000 Stellen weltweit bis Ende 2021 abzubauen. Ein «bedeutender
Anteil», aber nicht die Mehrzahl der Jobs solle auf Deutschland
entfallen, erklärte Konzernchef Werner Baumann. Derzeit laufen noch
Gespräche, wie viele Jobs an den einzelnen Standorten eingespart
werden. Bis März sollen Mitarbeiter Klarheit haben. Betriebsbedingte
Kündigungen sind bei Bayer bis Ende 2025 ausgeschlossen.