Drastischer Wetterumschwung für Herz-Kreislaufpatienten problematisch

Erst arktische Temperaturen, dann Plus-Grade - das müssen in diesen
Tagen Tausende Amerikaner bewältigen. Wer gesundheitlich angeschlagen
ist, sollte da besonders vorsichtig sein.

Freiburg/Frankfurt/Main (dpa) - In Teilen Kanadas und der USA fahren
die Temperaturen Achterbahn: Erst minus 30 Grad, wenige Tage später
frühlingshaft-milde Temperaturen. Ist das eigentlich ungesund? «Nach
sehr kalten Bedingungen ist der Körper durch die Kälte geschwächt.
Wenn es dann zu einem sehr starken Wetterwechsel kommt, sollte man
vorsichtig sein und Belastungen meiden», sagt Andreas Matzarakis vom
Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) in Freiburg.

Bei der Kleiderauswahl sollte man nicht gleich von der dicken
Daunenjacke zum kurzen T-Shirt wechseln, sondern auf das
Zwiebelprinzip setzen. Denn wenn der Wechsel von kalt auf warm derart
schnell kommt, hinkt der Organismus mit seiner Anpassung an die neuen
Bedingungen gewissermaßen noch hinterher. Bei gesunden Menschen
klappt die Anpassung in der Regel in ein paar Tagen, sagt Matzarakis.

Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Menschen mit
schlechtem oder geschwächtem Allgemeinzustand haben aber ähnlich wie
bei der starken Hitze des vergangenen Sommers Probleme, mit so
plötzlichen Temperaturunterschieden fertig zu werden. Gerade wenn
eine Erkältung, eine Lungenerkrankung oder sonstige Probleme mit den
Atemwegen auftreten, sei Schonung und Vorsicht angesagt.

Für Patienten mit Herzproblemen gilt bei Minusgraden ohnehin die
Empfehlung, sich nicht zu überanstrengen. So rät die Deutsche
Herzstiftung Herzpatienten, lieber aufs Schneeschippen zu verzichten.
Vor zwei Jahren wiesen Forscher im European Heart Journal darauf hin,

dass hohe Temperaturschwankungen Herzinfarkte auslösen können.

Schnellt in den USA nun die Zahl der Herzinfarkte in die Höhe? «Die
Menschen dort leben mit diesem Wetter, für die ist das ganz normal»,
sagt Matzarakis. Entsprechend vorsichtig gingen sie mit extremen
Temperaturschwankungen um - womöglich im Gegensatz zu manchen
Fernreisenden, die im Winter nach einer Rückkehr aus den Tropen
Temperaturunterschiede von 30 Grad und mehr verkraften müssen.