Bund plant Ende 2020 mit erster Ernte von medizinischem Cannabis

Frankfurt/Bonn (dpa) - Die Bemühungen für den Anbau von medizinischem
Cannabis in Deutschland kommen weiter nur langsam voran. 79
Unternehmen hätten in der laufenden Ausschreibung Angebote abgegeben,
teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) am Montag in Bonn mit. Das Amt werde die Zuschläge bis Ende
des ersten Halbjahres erteilen und erwarte die erste Ernte des Stoffs
für schwer kranke Patienten im vierten Quartal 2020.

Die Behörde will Medizin-Hanf unter Staatsaufsicht und mit hohen
Qualitätsstandards anbauen lassen. Seit der Liberalisierung im
Frühjahr 2017 erlebt medizinisches Cannabis hierzulande einen Boom,
doch der Anbau verzögert sich - auch wegen Rechtsstreitigkeiten. So
hatte ein Gericht im Frühjahr 2018 die erste Ausschreibung des BfArM
gestoppt, weil die Fristen für Unternehmen zu kurz waren. Das
ursprünglich geplante Anbaujahr 2019 war daher nicht zu halten. Auch
im laufenden Verfahren gebe es wieder Bieter-Klagen, hieß es nun.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte schreibt 10,4
Tonnen Cannabis verteilt auf vier Jahre aus und damit wesentlich mehr
als in der ersten Runde (6,6 Tonnen). Zusätzlich soll der Stoff
weiter etwa aus Kanada und den Niederlanden importiert werden können,
um die wachsende Nachfrage von Patienten zu stillen.

Hatten einst nur rund 1000 Kranke eine Ausnahmegenehmigung, können
Ärzte heute Cannabis bei Vorliegen einer genauen Begründung frei
verschreiben. Ärzte und Apotheker berichten von einer stark
steigenden Nachfrage, genaue Daten gibt es nicht. Die Wirkstoffe von
Cannabis können Schmerzen bei Krebserkrankungen, Übelkeit nach
Chemotherapien oder Spastiken bei Multipler Sklerose lindern. Teils
ist die medizinische Wirksamkeit aber umstritten.