Boomender Markt: Israel erlaubt Export von medizinischem Cannabis

Tel Aviv (dpa) - Rund 35 000 Patienten in Israel lassen sich mit
medizinischem Cannabis behandeln. Nun will das Land solche Produkte
auch exportieren - die Regierung erlaubte das am Sonntag. Laut
Gesundheitsministerium sollen die Hersteller binnen sechs bis neun
Monaten die Freigabe zum Export erhalten - auch nach Deutschland.
Israel erhofft sich nach Medienberichten zusätzliche Steuereinnahmen
von einer Milliarde Schekel (umgerechnet 239 Millionen Euro). 

Der Handel mit legalem Cannabis boomt: Nach Einschätzung des
US-Marktforschungsunternehmens BDS Analytics könnte der globale
Umsatz im legalen Cannabismarkt von umgerechnet mehr als zehn
Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf knapp 28 Milliarden Euro im
Jahr 2022 steigen. Die beiden Wirkstoffe THC und CBD können Schmerzen
lindern und Entzündungen hemmen. Israel ist ein Vorreiter bei der
Forschung zu Cannabis.

In Deutschland dürfen Ärzte seit März 2017 Cannabis verschreiben. In

den ersten zehn Monaten nach der Einführung wurden laut dem
Apothekenbranchenverband ABDA knapp 27 000 Rezepte eingelöst. Die
Pflanzen für die Arzneimittel stammen dem Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge bisher aus Kanada
und Holland.

Künftig soll Cannabis für medizinische Zwecke auch in Deutschland
wachsen. Im aktuellen Ausschreibungsverfahren für den Anbau hätten 79
Bieter und Bietergemeinschaften Angebote abgegeben, die nun geprüft
würden, hieß es am Montag vom BfArM. Voraussichtlich ab 2020 werde
Cannabis aus deutschem Anbau zur Verfügung stehen. Die Ausschreibung
umfasst demnach 10 400 Kilogramm Cannabis, verteilt auf vier Jahre.

Einer der größten deutschen Verarbeitungsbetriebe, das Kölner
Unternehmen Cannamedical, ist momentan noch von Lieferungen aus
Kanada und Holland abhängig. Lieferprobleme ließen sich so schwer
ausgleichen, sagte CEO David Henn.

Derzeit werden in Israel laut Gesundheitsministerium rund 18 Tonnen
Cannabis jährlich für medizinische Zwecke produziert. Man sei bereit
für mehr, sagte Dadi Segal, CEO des Pharmaunternehmens Panaxia, eine
von rund 70 Firmen auf dem inländischen Markt.

Auch im Forschungsbereich will sich Israel einen Vorsprung sichern:
200 klinische Studien laufen laut Gesundheitsministerium derzeit in
der Cannabis-Forschung.