Rechnungshof moniert schleppende Vernetzung des Gesundheitswesens

Berlin (dpa) - Der Bundesrechnungshof moniert ein zu schleppendes
Tempo bei der digitalen Vernetzung des Gesundheitswesens. Er dringt
auf ein stärkeres Eingreifen der Politik. 15 Jahre nach Beginn des
Projektes einer gemeinsamen Datenautobahn sei lediglich ein Teil der
Praxen angeschlossen, heißt es in einem Bericht für den Bundestag,
der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach habe die
elektronische Gesundheitskarte bislang «keinen konkreten Mehrwert für
Leistungserbringer und Versicherte, da Online-Anwendungen noch nicht
etabliert sind».

Die Rechnungsprüfer kritisieren, dass «gegensätzliche Interessen» d
er
Akteure des Gesundheitswesens immer wieder zu Verzögerungen führten
und die Einführung und Anwendungen der Gesundheitskarte bremsten. Sie
empfehlen, die «Allzuständigkeit» der mit dem Aufbau der Datennetze
beauftragten Gematik-Gesellschaft zu durchbrechen. Vielmehr solle das
Bundesgesundheitsministerium «richtungsweisende Entscheidungen»
selbst treffen oder von einer seiner Organisationen treffen lassen.
Träger der Gematik sind die Spitzenverbände von gesetzlichen
Krankenkassen, Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern.

Nach jahrelangem Gezerre will auch die Bundesregierung mehr Tempo. Im
Koalitionsvertrag ist bis 2021 die Einführung elektronischer
Patientenakten vereinbart, die Versicherte freiwillig nutzen können -
auch per Smartphone. Die Anbindung aller Praxen an die Datenautobahn
(«Telematikinfrastruktur») verzögert sich, auch wegen fehlender
Geräte.