Zahl der FSME-Fälle gestiegen - Experten rufen zum Impfen auf Von Jürgen Ruf, dpa

Die Zahl der durch Zeckenbisse übertragenen FSME-Erkrankungen ist
deutlich gestiegen. Baden-Württemberg steht damit bundesweit an der
Spitze. Experten sagen, das FSME-Risiko sei unverändert hoch. Sie
fordern mehr Impfschutz. Dafür sei jetzt im Winter die richtige Zeit.

Freiburg (dpa/lsw) - An der von Zecken übertragenen
Infektionskrankheit FSME sind in Baden-Württemberg im vergangenen
Jahr deutlich mehr Menschen erkrankt als in den Jahren zuvor. Die
Zahl der Betroffenen habe den zweithöchsten Stand seit Beginn der
Meldepflicht im Jahr 2001 erreicht, teilte die Landesvertretung der
Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg mit. Dies zeigten Zahlen des
Robert-Koch-Instituts (RKI). Demnach wurden 2018 in Baden-Württemberg
268 Patienten gezählt und damit 87 Betroffene mehr als 2017. Nur im
Jahr 2006 habe es mit 281 Infizierten mehr Erkrankungen gegeben.

Das Landgesundheitsamt bestätigte dies. Der Anstieg der FSME-Fälle im
vergangenen Jahr sei unter anderem auf die Hitze zurückzuführen. Das
sommerliche und heiße Wetter habe zu mehr Zecken geführt. Zudem seien
zu wenige Menschen geimpft. Die Behörde und die Krankenkasse riefen
dazu auf, sich impfen zu lassen. Denn mit Ausnahme von Heilbronn sei
der gesamte Südwesten Risikogebiet. Die meisten FSME-Fälle bundesweit
gebe es in Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern.

Übertragen wird die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
durch Zeckenbisse. In besonders schweren Fällen kann es zur
Gehirnentzündung und zur Schädigung des Rückenmarks kommen. Im
Extremfall verläuft die Krankheit tödlich.

«Da die Impfquote in Baden-Württemberg nach wie vor unzureichend ist,
haben wir durch den Supersommer 2018 eine sehr hohe Fallzahl, weil
die ökologisch-klimatischen Faktoren dafür günstig waren», sagte de
r
Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, Andreas Vogt. Die
Zahl der FSME-Fälle sei unter anderem abhängig von der Impfrate, der
Verbreitung der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage, an
denen sich Menschen wetterbedingt draußen aufhalten könnten. «Jeder,

der sich viel in der Natur aufhält, auch wenn es nur im Garten oder
Park ist, sollte deshalb vorsorgen», sagte Vogt.

Auch bundesweit ist die Zahl der FSME-Erkrankungen dem RKI zufolge
gestiegen. Es wurden demnach 2018 deutschlandweit 576 Fälle gezählt
(2017: 468). Damit sei für Deutschland der bisherige Höchstwert von
546 Erkrankungen im Jahr 2006 sogar übertroffen worden.

85 Prozent der Fälle wurden den Angaben zufolge aus Baden-Württemberg
und Bayern (222) gemeldet. In den beiden Bundesländern liegen 123 der
142 Kreise in Deutschland, die aktuell als FSME-Risikogebiet
ausgewiesen werden. Ein Schutz sei hier besonders sinnvoll, erklärte
das Landesgesundheitsamt. Das vergleichsweise hohe FSME-Risiko bleibe
bestehen und gelte auch für dieses Jahr.

Die Impfung sollte rechtzeitig vor dem Frühsommer erfolgen, betonte
die Techniker Krankenkasse. Nun sei die richtige Zeit dafür. Der
Grund: Zwischen den insgesamt drei Impfterminen muss Zeit vergehen.

Eine Grundimmunisierung mit insgesamt drei Impfungen bietet dem
Landesgesundheitsamt zufolge einen zuverlässigen Schutz gegen FSME.
Diese könne dann alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Da
Baden-Württemberg Risikogebiet sei, übernehmen den Angaben zufolge
die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Impfung.

Vor allem in Baden-Württemberg gebe es Nachholbedarf, sagte TK-Chef
Vogt. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2016 seien nur 21,6 Prozent
der Kinder in Baden-Württemberg gegen FSME geimpft gewesen. In Bayern
habe diese Impfquote mit 33,9 Prozent deutlich höher gelegen.