Bericht: Deutlich mehr Feinstaub-Tote als angenommen

Mainz/Berlin (dpa) - In Deutschland sollen Mainzer Forschern zufolge
deutlich mehr Menschen an den Folgen von Feinstaub sterben als
bislang angenommen. Laut einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts
(MPI) für Chemie kommen hierzulande rund 120 000 Menschen pro Jahr
wegen Feinstaub vorzeitig ums Leben, wie das ARD/WDR-Magazin
«Monitor» berichtet. Die Zahl ist fast doppelt so hoch wie Angaben
der Europäischen Umweltagentur EEA aus dem Jahr 2017. Die Experten
waren von 66 000 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland ausgegangen.


Die Mainzer Studie ist noch nicht als begutachteter Artikel in einem
Fachjournal erschienen. Das MPI wollte auf Anfrage weder Einblicke in
die Studie geben, noch Fragen dazu beantworten. Das macht eine
Einschätzung der Untersuchung schwierig. Auch das Umweltbundesamt in
Dessau wollte sich nicht dazu äußern, weil die Studie noch nicht im
Detail bekannt sei.

Die neue Untersuchung aus Mainz basiert nach «Monitor»-Angaben auf
Daten von 40 internationalen Studien aus 16 Ländern. Die
Landwirtschaft sei demnach für rund 45 Prozent der
Feinstaub-Belastung verantwortlich. Insbesondere die
Massentierhaltung trage dazu bei. Ammoniak-Ausgasungen verbinden sich
dem Bericht zufolge in der Atmosphäre mit anderen Gasen und werden zu
Feinstaub.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sagte
auf der Grünen Woche in Berlin: «Feinstaub hat es in der
Landwirtschaft immer schon gegeben, den wird es auch zukünftig
geben.» Die Studie müsse noch bewertet werden. «Was ich aber wirklich

kritisiere, das sind die Rückschlüsse, die gezogen werden.» Die dort

enthaltene «Todesfall-Statistik» halte er für «hochgradig unseriö

und für «ein Stück weit unmoralisch».

Nach Einschätzung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(Bund) liefert die Studie indes weitere gute Gründe für den
überfälligen Umbau der Tierhaltung.