E-Fußballer Yasarlar ist der Star der virtuellen Club-Meisterschaft Von Andreas Schirmer, dpa

Die Deutsche Fußball Liga hat die erste Club-Meisterschaft im
E-Fußball gestartet. Der Berliner Cihan Yasarlar ist einer der Stars
und zählt mit seinem Verein RB Leipzig zum Kreis der Titelanwärter.

Frankfurt (dpa) - Cihan Yasarlar ist einer der Stars der neuen
deutschen Club-Meisterschaft im E-Fußball. Für den Bundesligisten RB
Leipzig kämpft er um den Teamtitel und zudem noch um den ersten Platz
im Einzel. «Das Double wäre cool», sagte der 26 Jahre alte Türke au
s
Berlin-Neukölln, der in der Saison 2016/17 schon Einzel-Meister für
seinen Ex-Verein FC Schalke 04 wurde, am Mittwoch bei einem
Medientermin der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt/Main.

22 Vereine aus der Bundesliga und 2. Bundesliga gehen bei dieser
virtuellen Club-Meisterschaft an den Start, bei der bis zum 14. März
21 Spieltage mit jeweils elf Begegnungen mit der Fußballsimulation
«FIFA 19» ausgetragen werden.

E-Sport-Profi Yasarlar ist seit Herbst 2017 bei RB Leipzig unter
Vertrag, nachdem sein Kontrakt auf Schalke ausgelaufen war. Er
beherrscht «FIFA» auf der Playstation wie nur wenige andere. «Wir
sind Helden und Stars für Schüler und Jugendliche und geben
Autogramme», sagte er. «Das ist ein schönes Gefühl.»

Angefangen hat er mit dem Gaming vor sechs Jahren und ist mit seinem
Talent an der Konsole schnell in der virtuellen Spiele-Welt
aufgestiegen. Neben Reaktionsschnelligkeit und
Konzentrationsfähigkeit ist beim E-Football vor allem auch
strategisches Denken gefordert. «Es ist wie im richtigen Fußball, man
versucht herauszufinden, wie der Gegner taktisch spielt und wie man
ihn verarschen und täuschen kann», erklärte Yasarlar.

Nach dem Aufstehen und Frühstück trainiert er zwei, drei Stunden an
der Konsole, übt mit dem, Controller Ecken, Freistoßvarianten,
Elfmeter oder probiert Spielsystem wie das 4-2-2 oder 3-5-2 mit
seiner Mannschaft aus. Um fit vor dem Bildschirm zu sitzen, joggt er
und geht ins Fitness-Studio, auch um Verletzungen wie
Sehnenscheidenentzündungen im Arm oder Rückenprobleme vorzubeugen.

«E-Sport ist für mich Sport und harte Arbeit, vor allem mental»,
sagte Yasarlar, der zur Vorbereitung auf virtuelle Turniere auch Rat
von einem Sportpsychologen einholt. «Wenn ein Fußballprofi 40 Tore
schießt ist er ein Held, wenn er nur fünf Mal trifft ist er schlecht.
So ist das bei uns auch.»

Die Karriere eines E-Footballers ist ebenso begrenzt wie die eines
Fußballprofis. «Ich kenne keinen, der mit 35 Jahren noch Profi im
E-Sport ist. Die Reaktionszeit und die Aufnahmeprozesse lassen nach»,
sagte Yasarlar, der sein Lebensunterhalt mit Gaming verdient. Neben
dem Gehalt vom Verein sind Sponsoren, Preisgelder und Auftritte bei
Veranstaltungen seine lukrativen Einnahmequellen.

Bei der Premiere der virtuellen Club Championship, die die DFL neben
der Bundesliga, 2. Bundesliga und den Supercup als einen weiteren
Wettbewerb etablieren will, gibt es unter den Spielern keine einzige
Frau. «Dafür habe ich keine Erklärung», sagte Tim Reichert,
Generalmanager E-Sports bei Schalke 04.

Eine klare Position hat hingegen Hoffenheims Chefcoach Julian
Nagelsmann, dessen Club nicht am E-Football-Titelkampf der DFL
teilnimmt: «Ich hab gar keinen Bezug dazu, finde es aber schon
faszinierend, wenn es jemand gut kann. Eins steht fest: Ich würde mir
nie so ein Spiel anschauen - genauso wenig wie Tischkicker.»