Patientenschützer für genaue Kontrollen von Praxis-Sprechzeiten

Berlin (dpa) - Patientenschützer unterstützen die geplanten Vorgaben
zu mehr Praxis-Sprechzeiten für Kassenpatienten - fordern aber auch
genaue Kontrollen. Es sei richtig, die Sprechstunden per Gesetz zu
erhöhen, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz,
Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. «Für viele Mediziner wird
sich nichts ändern, sie bieten ohnehin mehr Stunden an. Alle anderen
sind jetzt in der Pflicht.» Entscheidend sei aber, dass Sprechzeiten
auch engmaschig kontrolliert werden. Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) müsse durchgreifen und Kriterien der Überprüfung selbst

festlegen. Dies reiche nur anhand von Abrechnungsziffern nicht aus.

Ein von der großen Koalition auf den Weg gebrachter Gesetzentwurf
sieht vor, dass Praxisärzte mindestens 25 statt 20 Stunden pro Woche
für Kassenpatienten anbieten müssen - sie sollen unter anderem damit
schneller an Termine kommen. Brysch kritisierte, bisher kämen die
Kassenärztlichen Vereinigungen ihrer Kontrollpflicht der Zeiten nicht
nach. Nötig sei außerdem ein bundesweites und für alle abrufbares
Berichtswesen dazu. «So werden auch die Ärzte gestärkt, die bereits
jetzt mit deutlich höherem Zeitaufwand für die Patienten da sind.»

Die Patientenschützer begrüßten, dass auch Hausbesuche auf die
Sprechzeiten angerechnet werden. «Dies müssen die Ärzte nun im Sinne

der alten, pflegebedürftigen und schwerstkranken Menschen nutzen»,
forderte Brysch. Fast 80 Prozent der Hausbesuche finden bei Menschen
über 75 Jahren statt. Deshalb sei der Rückgang der Hausbesuche in den
vergangenen Jahren alarmierend. «So darf es nicht weitergehen.»
Gerade diesen Patienten fehle oft die Kraft zum Arztbesuch. Dabei sei
permanenter Streit von Kassenärzten und gesetzlichen Krankenkassen
über Vergütungen hinderlich. Wenn sie nicht zu einer Lösung im Sinne

der Patienten bereit seien, sei Spahn auch hier gefordert.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung dringt auf deutlich mehr Geld
für Hausbesuche, um das Angebot aufrechterhalten zu können. Gab es
2009 noch 30,3 Millionen Hausarzt-Besuche bei Patienten und 2010 rund
27 Millionen, waren es 2016 nur 25,2 Millionen.