Kampf gegen Schweinepest: Streit um Wildschwein-Abschuss in Polen

Warschau (dpa) - Berichte über eine Massenjagd auf Wildschweine im
Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest sorgen in Polen für Streit
zwischen Umweltschützern und Regierenden. Umweltminister Henryk
Kowalczyk widersprach Berichten, nach denen allein im Januar mehr als
200 000 Tiere abgeschossen werden sollen. «Die Zahl ist aus der Luft
gegriffen», sagte Kowalczyk am Freitag im polnischen Radio. Dies sei
in etwa die Abschusszahl der Tiere für die gesamte Jagdsaison
2018/19. Der Abschuss werde die Wildschwein-Population in Polen nicht
maßgeblich ändern. Wildschweine würden sich in Polen besonders gut
vermehren, meinte er.

Die Abschusszahl sei diese Saison sogar niedriger als in
vorangegangenen Jahren, in denen etwa 300 000 Tiere abgeschossen
wurden, sagte Kowalczyk. Polnischen Behörden zufolge soll bis Ende
Januar gezielt an Übergängen zwischen betroffenen und bisher nicht
befallenen Gebieten gejagt werden, um die Virus-Ausbreitung zu
verhindern. Trächtige Säue sollen von der Jagd ausgenommen sein.

Kritiker, darunter Greenpeace Polska, warnten in dem Zusammenhang vor
einer Abschlachtung der Wildschweine. Auch Wissenschaftler
kritisierten den Abschuss. Das Virus werde von Menschen übertragen,
hieß es in einem offenen Brief polnischer Experten an
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Sie sehen unter anderem Mängel
bei der Biosicherheit in Schweinemastbetrieben und mangelnde
Sanitärkontrollen als Grund für die Ausbreitung des Virus in Polen.

In Polen wurde das Virus laut Hauptveterinäramt sowohl bei Haus- als
auch bei Wildschweinen nachgewiesen. Von der Schweinepest befallene
Mastbetriebe müssen alle Tiere töten und die Kadaver und tierische
Produkte vernichten. Deutschland ist bislang von der Seuche verschont
geblieben.