Sprachprüfung ist für viele ausländische Ärzte zu hohe Hürde

Um praktizieren zu können, müssen ausländische Ärzte
Fachsprachenkenntnisse nachweisen. Die entsprechende Prüfung bestehen
aber viele nicht. Die Landesärztekammer wünscht sich angesichts des
Fachkräftemangels ohnehin eine andere Lösung.

Erfurt (dpa/th) - Viele ausländische Ärzte, die in Thüringen
praktizieren wollen, schaffen die notwendige Sprachprüfung nicht. Die
Durchfallquote lag im Jahr 2018 bei rund 40 Prozent, wie die
Landesärztekammer am Donnerstag mitteilte. Von den 348 bis Jahresende
stattgefundenen Fachsprachprüfungen galten 139 als nicht bestanden,
209 Prüflinge schafften den Test. Nach Angaben der Ärztekammer
schneidet Thüringen damit immerhin noch besser ab als der
Bundesdurchschnitt. Die deutschlandweite Durchfallquote bei der
Fachsprachenprüfung lag den Angaben nach bei 44 Prozent.

Ärzte mit Studienabschluss aus dem Ausland bekommen eine Approbation
in Deutschland erst, wenn sie ausreichend fachspezifische
Sprachkenntnisse nachweisen können. Laut Landesärztekammer gilt das
sowohl für Ärzte aus EU-Ländern als auch aus Drittstaaten.

Die Fachsprachprüfung kostet 450 Euro und kann beliebig oft
wiederholt werden. Nach Angaben der Landesärztekammer besteht die
Prüfung aus drei Abschnitten: einem simulierten
Arzt-Patienten-Gespräch, dem Anfertigen eines Arztbriefes und einem
Gespräch zwischen zwei Ärzten.

«Unsere Patienten müssen sich auf uns Ärzte verlassen können, dass

wir Befunde richtig erheben und erklären und auch weiterbehandelnden
Ärzten übermitteln können», erklärte die Präsidentin der
Landesärztekammer, Ellen Lundershausen. Ihrer Meinung nach ist es
auch für die ausländischen Kollegen wichtig, vor Fehlern bewahrt zu
werden, die aus unzureichender Kommunikationsfähigkeit entstehen
könnten.

Von den Prüflingen im vergangenen Jahr kamen mit 119 Kandidaten laut
Kammer die meisten aus Syrien. Aus Ägypten stammten 51, aus
Aserbaidschan 43, aus dem Irak 37 und aus Libyen 36. Die
Herkunftsländer der Prüflinge gleichen laut Ärztekammer «teils eine
r
Übersicht zu Kriegs- und Bürgerkriegsschauplätzen der Erde».

«Die Landesärztekammer lehnt das gezielte Abwerben von Ärzten ab, die

in ihren Heimatländern dringend für die gesundheitliche Versorgung
gebraucht werden», sagte eine Sprecherin. Stattdessen sollte nach
Auffassung der Kammer die Zahl der Medizinstudienplätze in Thüringen
erhöht werden, um auf den Ärztemangel zu reagieren. Sie fordert eine
Aufstockung um 10 bis 20 Prozent, wie eine Sprecherin auf Anfrage
erklärte.

Auch das Thüringer Gesundheitsministerium sieht eine Erhöhung der
Medizinstudienplätze als «mögliche Option», wie ein Sprecher sagte.

Andererseits lehne das Ministerium zwar eine gezielte Abwerbung von
Ärzten aus dem Ausland ab. «Es kommen aber Migranten zu uns und in
diesem Rahmen sollten wir es ihnen auch ermöglichen hier Fuß zu
fassen und ihren Beruf auszuüben.»