Studie: Biogasanlagen beseitigen Antibiotika in Gülle nicht

Gießen/Osnabrück (dpa) - Biogasanlagen sind nicht geeignet, um in der
Nutztierhaltung verbreitete Antibiotika aus belasteter Gülle zu
beseitigen. Ein entsprechendes Untersuchungsergebnis der
Justus-Liebig-Universität in Gießen stellte die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Förderin der Studie am Donnerstag in
Osnabrück vor. Hintergrund der Untersuchung waren vorangegangene
Studien, wonach durch das Vergären von Gülle in Biogasanlagen
Arzneimittelkonzentrationen zurückgehen können.

Die Gießener Forscher stellten zwar fest, dass sich die Konzentration
der in der Gülle enthaltenen Antibiotika mit der Zugabe von
Feststoffen wie Maissilage zum Gärprozess verringern lässt. Das führe

aber nicht unbedingt dazu, dass auch die chemischen Strukturen der
Antibiotika zerstört würden, hieß es. Sie seien womöglich lediglich

an Bestandteile der Gülle gebunden. «Wenn Wirkstoffe gebunden werden,
können sie sich später auch wieder lösen, so dass es zu einem
erneuten Freisetzen der Antibiotika in der Gülle oder auch im Boden
kommen kann», erläutert Projektleiterin Astrid Spielmeyer.

Hintergrund ist, dass auch in der Tierhaltung Antibiotika zur
Krankheitsbehandlung eingesetzt werden. Rückstände davon gelangen
über das Düngen mit Gülle ungefiltert in die Böden. Dort können s
ich
resistente Keime entwickeln - das sind Bakterien, auf die Antibiotika
keine Wirkung mehr haben. Die können letztlich auch für Menschen
gefährlich werden. Jüngsten Zahlen zufolge verursachen
Antibiotika-resistente Keime europaweit jährlich etwa 33 000
Todesfälle. «Antibiotika müssen schon bei der Vergabe im Stall
verringert werden, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen», sagte
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
ist von 2011 bis 2017 die Ausgabe von Antibiotika an Tierärzte in
Deutschland von 1706 Tonnen auf 733 Tonnen um rund 57 Prozent
zurückgegangen. Allerdings habe es Zuwächse zum Beispiel bei einer
Antibiotikaklasse gegeben, die für den Einsatz beim Menschen als
besonders wichtig gilt - den sogenannten Fluorchinolonen, die zu den
Reserveantibiotika gezählt werden.