Erste Böller-Unfälle: Abgerissene Finger und Brandopfer

Erblindete Augen, taube Ohren, abgesprengte Finger - Feuerwerk
verletzt alljährlich Hunderte Menschen in Deutschland, unter ihnen
viele Kinder. Es geht schon vor Silvester los.

Hamburg/Ottersberg (dpa) - Schon vor dem Silvesterabend hat es erste
schlimme Unfälle mit Feuerwerk gegeben. Einem 14-Jährigen in Hamburg
wurden bei der Explosion eines Böllers drei Finger abgerissen. In
Bayern verlor ein Mann beim Basteln mit Böllern ebenfalls drei
Finger. Schwere Verbrennungen erlitt ein 18-Jähriger in Ottersberg in
Niedersachsen, der mit zwei Freunden einer YouTube-Anleitung zum
Böllerbau gefolgt war. 60 Prozent seiner Haut verbrannten. Ein
Gleichaltriger wurde leicht verletzt, der dritte Freund nicht.

Alljährlich sind die Notaufnahmen zu Silvester voll. Ärzte behandeln
dabei nicht nur Hobby-Pyrotechniker nach Unfällen, sondern auch viele
Zufallsopfer. Raketen werden aus der Hand abgefeuert, Böller aus dem
Fenster geworfen, importierte sprengstarke Pyrotechnik aus dem
Ausland verwendet, Blindgänger noch mal gezündet. «Der männlichen
Experimentierfreude sind da keine Grenzen gesetzt», sagte Angela
Kijewski, Sprecherin des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB).

Sehr oft sind Kinder die Opfer. Ihr Anteil unter den
Silvester-Verletzten mit Augen- und Ohrenschäden habe in den
vergangenen Jahren zugenommen, sagte der leitende Oberarzt der
Notaufnahme am Virchow-Klinikum der Berliner Charité, Tobias Lindner.
Grund seien etwa Knaller-Würfe, die zu Explosionen nahe dem Gesicht
oder dem Ohr führen.

Deutsche Augenkliniken meldeten rund um Silvester der beiden Vorjahre
jeweils weit mehr als 800 Augenverletzungen aufgrund von Pyrotechnik,
wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft mitteilte. Auch dass
Menschen den Rutsch ins neue Jahr nicht überleben, kommt in
Deutschland immer wieder vor - allein in Brandenburg gab es voriges
Silvester zwei Feuerwerk-Tote. «Die schweren Verletzungen passieren
fast ausschließlich mit illegalen Böllern, sogenannten Polenböllern,

oder selbstgebasteltem Feuerwerk», so Kijewski.

Lindner findet, dass Feuerwerkskörper schon allein wegen gezielter
Angriffe auf Rettungskräfte wie im Vorjahr in Berlin nicht in die
Hände einer breiten Öffentlichkeit gehören. «Man sollte sich auf
schöne Feuerwerke konzentrieren, die der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden, so dass man das gemeinsame Erlebnis hat.»