Die deutsche Politik 2018 in Zitaten

Berlin (dpa) -

«Sie glauben gar nicht, wenn man jeden Tag direkt neben Angela Merkel
am Tisch sitzt, verliert man alle Eigenschaften eines bayerischen
Löwen. Man wird wirklich zahm.»

(CSU-Chef Horst Seehofer am 12. Januar nach den Sondierungsgesprächen
beim Neujahrsempfang der bayerischen Staatsregierung in der Münchner
Residenz.)


«Wenn wir in einer Kneipe wären, dann können wir sagen, die Union
schreibt seit Jahren bei uns an. Die haben einen Zettel bei uns
offen, der ist so lang.»

(Juso-Chef Kevin Kühnert am 21. Januar auf dem SPD-Parteitag in Bonn.
Er lehnt Koalitionsverhandlungen mit der Union ab.)


«Wir werden verhandeln, bis es quietscht auf der anderen Seite.»

(SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles am 21. Januar auf dem
SPD-Parteitag in Bonn mit einem engagierten Plädoyer für
Verhandlungen über eine große Koalition.)


«Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Meine kleine Tochter Marie
hat mir heute früh gesagt: «Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt
hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann
mit den Haaren im Gesicht.»»

(Bundesaußenminister Sigmar Gabriel am 8. Februar in den Zeitungen
der Funke-Mediengruppe zu seinem Ausscheiden aus der Regierung. Sein
Parteifreund und Nachfolger als SPD-Chef, Martin Schulz, will
Außenminister werden.)


«Deutschland ist nur so erfolgreich, weil es uns Bayern gibt. Das
steht fest.»

(Bayerns designierter Ministerpräsident Markus Söder, CSU, am 14.
Februar beim politischen Aschermittwoch in Passau.)


«Ich hab' das Heimatmuseum, äh, das Heimatministerium, das
Heimatministerium in Bayern gegründet.»

(CSU-Chef und künftiger Bundesinnen- und Heimatminister Horst
Seehofer am 12. März in Berlin über die Ursprünge des
Heimatministeriums in Bayern.)


«Wann gibt's das neue Auto?»

(Der achtjährige Sohn der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey,
SPD, am 14. März nach der Bundestagssitzung.)


«Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das
Christentum geprägt. (...) Die bei uns lebenden Muslime gehören aber
selbstverständlich zu Deutschland.»

(Bundesinnenminister Horst Seehofer, CSU, am 16. März in der
«Bild»-Zeitung.)


«Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es
nicht verstanden. Dann würde das Kreuz im Namen des Staates
enteignet.»

(Kardinal Reinhard Marx am 30. April in der «Süddeutschen Zeitung»
zum Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, CSU,
für Kreuze in Landesbehörden.)


«Wir in der Politik kümmern uns darum, dass Kreuzungen saniert und
nicht Kreuze aufgehängt werden.»

(SPD-Chefin Andrea Nahles nach Angaben des Katholikentags bei einem
Empfang in Münster am 10. Mai zum Beschluss des bayerischen Kabinetts
zu Kreuzen in Behördengebäuden.)


«Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren
erfolgreicher deutscher Geschichte.»

(AfD-Vorsitzender Alexander Gauland am 2. Juni beim Bundeskongress
der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im thüringischen
Seebach.)


«Der Freistaat Bayern ist - schimpfen Sie mich nicht, wenn ich das
sage - das barmherzigste Bundesland in Deutschland.»

(Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, CSU, bei einer Talkrunde der
«Nürnberger Nachrichten» am 5. Juni in Nürnberg zum Verhältnis vo
n
bayerischer Flüchtlingspolitik und christlichem Glauben.)


«Dieser 63-Punkte-Plan, was ist denn das für ein Status? Ist das eine
Vorlage fürs Kabinett? Ist das ein CSU-Parteitagsentwurf? Ist das
Seehofers Tagebuch?»

(Grünen-Chef Robert Habeck am 18. Juni in Berlin über den sogenannten
Masterplan von Innenminister Horst Seehofer, CSU, der nach wie vor
nicht in Gänze öffentlich bekannt ist.)


«Auf hoher See, vor Gericht und mit der CSU ist man in Gottes Hand.»

(Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, SPD, am 26. Juni in Berlin mit
Blick auf den Konfrontationskurs der CSU im Asylstreit mit der CDU.)


«Europa hat viele Herausforderungen. Aber die mit der Migration
könnte zu einer Schicksalsfrage für die Europäische Union werden.»


(Kanzlerin Angela Merkel, CDU, am 28. Juni bei ihrer
Regierungserklärung im Bundestag.)


«Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen
mir Kanzlerin ist.»

(Bundesinnenminister Horst Seehofer, CSU, am 2. Juli vor dem
Spitzentreffen von CDU und CSU in der «Süddeutschen Zeitung».)


«Wir sind weg von der Psychologie und wieder bei der Sache.»

(Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz, SPD, am 2. Juli nach dem
Koalitionsgipfel in Berlin zum Asylkompromiss der Union.)


«Wenn ich hier in Auschwitz bin, dann begegne ich meinen Zweifeln an
Gott, meinem Misstrauen gegenüber Menschen, meiner Verachtung vor
Teilen der Geschichte.»

(Bundesaußenminister Heiko Maas am 20. August über seinen Besuch in
der KZ-Gedenkstätte Auschwitz.)


«Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab, dass es
Zusammenrottungen gab, dass es Hass auf der Straße gab, und das hat
mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 28. August in Berlin zu den
Ausschreitungen im sächsischen Chemnitz.)


«Die CSU ist ja so etwas wie die Drama-Queen der deutschen Politik.»

(Tarek Al-Wazir, hessischer Wirtschaftsminister und grüner
Spitzenkandidat für die hessische Landtagswahl, am 16. Oktober im
Bayerischen Rundfunk.)


«Den Grünen ist es gelungen, Politik cooler und vielleicht ein
bisschen sexy rüberkommen zu lassen. Das ist uns noch nicht
gelungen.»

(Die neue Vorsitzende der Jusos NRW, Jessica Rosenthal, am 19.
Oktober in Düsseldorf.)


«Ella war diese Woche zum ersten Mal in der Geisterbahn und hat sich
schwer gegruselt. Das war für sie wesentlich schockierender als
SPD-Wahlergebnisse und was Mama gerade alles an den Hacken hat.»

(SPD-Chefin Andrea Nahles in der «Bild am Sonntag» vom 21. Oktober
auf die Frage, wie sie ihrer siebenjährigen Tochter die Lage der SPD
erklärt.)


«Diese vierte Amtszeit ist meine letzte als Bundeskanzlerin der
Bundesrepublik Deutschland. Bei der Bundestagswahl 2021 werde ich
nicht wieder als Kanzlerkandidatin der Union antreten und auch nicht
mehr für den deutschen Bundestag kandidieren.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, am 29. Oktober in der
Parteizentrale in Berlin.)


«Ich finde keinen Ortsverein der SPD, der mich vorschlägt.»

(Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, SPD, am 5. November in Berlin
während einer Podiumsdiskussion auf die Frage, warum er nicht zurück
in die Politik gehe, um die SPD zu retten.)


«Er ist ein Spitzenbeamter, der (...) den Mut hat, auch unbequeme
Wahrheiten auszusprechen. Er würde gut in eine demokratische
Rechtsstaatspartei wie die AfD passen.»

(AfD-Parteichef Jörg Meuthen am 6. November im Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND) über den entlassenen Verfassungsschutzpräsidenten
Hans-Georg Maaßen.)


«Frauen verfügen und nutzen eben ein größeres Vokabular. Das ist ja

bekannt.»

(Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer am 20. November bei der
CDU-Regionalkonferenz in Idar-Oberstein auf die Anregung des
Moderators, auf die Redezeit bei Antworten zu achten.)


«Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, das ein
Individualrecht auf Asyl in seiner Verfassung stehen hat.»

(Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, am 21. November
bei einer Regionalkonferenz seiner Partei im thüringischen Seebach.)


«Es wäre das Beste für das Land, wenn Friedrich Merz eine Mehrheit
auf dem Parteitag erhielte.»

(Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, CDU, spricht sich in der
«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom 4. Dezember eindeutig für
Friedrich Merz als neuen CDU-Vorsitzenden aus.)


«Wir haben uns auch gegenseitig etwas zugemutet. Ich euch. Aber ich
erlaube mir zu sagen, dass es auch - ganz ganz selten natürlich -
auch mal umgekehrt war.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 7. Dezember bei ihrer Abschiedsrede
als CDU-Bundesvorsitzende vor dem Parteitag in Hamburg.)


«Der erotische Blitzeinschlag der Erstberührung, der ist vorbei.»

(Hessens CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier zum Verhältnis
zwischen Christdemokraten und Grünen am 20. Dezember in Wiesbaden bei
der Präsentation des neuen Koalitionsvertrags.)


«Der ein oder andere Arzt wird ab Mittwochnachmittag auf dem
Golfplatz gesehen.»

(SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am 20. Dezember in der «Neuen
Osnabrücker Zeitung» zum Ruf der Krankenkassen nach mehr
Arztsprechstunden in den Abendstunden und an Samstagen.)