Im Umgang mit Kontaktlinsen sollte man hellwach sein

Wer mit Kontaktlinsen schläft, riskiert seine Gesundheit. Dann können
sich Bakterien oder Viren vermehren, was zu Entzündungen der Hornhaut
führen kann. US-Mediziner haben das untersucht.

Washington (dpa) - Keine Frage, Träger von Kontaktlinsen müssen
besonders diszipliniert sein. Sie sollten die hygienischen Vorgaben
streng einhalten. Dazu gehört es, alte Linsen rechtzeitig
auszutauschen, um eine Hornhautinfektion zu vermeiden. Besonders
riskant sei es dagegen, mit den Linsen einzuschlafen, schreiben die
Mediziner Jon Femling und Justin Baca in den «Annals of Emergency
Medicine» (Januarausgabe).

Ausgerechnet über diese Marotte berichten Jugendliche und Erwachsene
mit Kontaktlinsen nach Angaben der Autoren am häufigsten. Schon ein
Nickerchen mit Kontaktlinsen könne aber das Risiko für eine
Hornhautentzündung erhöhen. «Mit Kontaktlinsen zu schlafen ist
riskant und kann zu Infektionen oder in manchen Fällen zu bleibenden
Schäden führen», heißt es in dem Bericht.

Die Autoren haben Daten ausgewertet und nennen Fallbeispiele, bei
denen der unsachgemäße Umgang mit Kontaktlinsen zu schwerwiegenden
gesundheitlichen Problemen führte.

Es gibt wenig konkrete Zahlen. Ein Drittel der Befragten hätten
angegeben, zumindest gelegentlich mit den Linsen einzuschlafen,
schreiben die Autoren mit Verweis auf eine britische Studie von 2008.
Dies Verhalten erhöhe das Risiko einer Infektion durch Kontaktlinsen
nach Angaben derselben Studie um das Sechs- bis Achtfache.
Normalerweise bekommen von 10 000 Kontaktlinsenträgern demnach ein
bis vier pro Jahr eine mikrobielle Hornhautentzündung. Das Verhältnis
könne sich aufgrund neuer Linsen aber gebessert haben, meint Steve
Arnoff vom American College of Emergency Physicians.

In jedem Fall müssen die praktischen Sehhilfen ganz grundsätzlich mit
Vorsicht behandelt werden. Wie die US-Autoren, so mahnt etwa auch der
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) zur Sorgfalt. Erreger
können direkt in das weiche Material der Linsen einwandern, heißt es
vom Verband. Werden Linsen länger als empfohlen verwendet, seien
Komplikationen zu befürchten. Händewaschen vor dem Einsetzen und
Herausnehmen der Linsen, gründliche Reinigung und sorgfältige
Aufbewahrung der Sehhilfen seien unverzichtbar.

Linsen sollten nicht mit Leitungswasser in Berührung kommen:
«Vernachlässigt man diese Regeln, ebnet man Krankheitserregern den
Weg ins Auge.» Oliver Hoppe, Facharzt für Augenheilkunde in Köln un
d
Leiter des Arbeitskreises Kontaktlinsen im BVA rät Patienten dringend
davon ab, handelsübliche Kontaktlinsen während der Nacht zu tragen.
Zwar müssten bei einer Infektion die allerwenigsten Patienten
tatsächlich eine Erblindung befürchten. Geschehen könne dies aber
dennoch, etwa wenn Akanthamöben - winzige Parasiten - durch
Mikroverletzungen in die Hornhaut eindringen. «Dann wird es sehr
gefährlich», warnt Hoppe. 

Nach Angaben des BVA liegt die Zahl der Kontaktlinsenträger in
Deutschland bei etwa 3,4 Millionen Menschen. Das mache die Dimension
und damit die Notwendigkeit umfassender Aufklärung deutlich. In den
USA tragen schätzungsweise 45 Millionen Menschen Kontaktlinsen. Die
von den US-Autoren genannten Fälle zeigen nicht nur, dass eine
Infektion der Hornhaut auf banale Weise hervorgerufen werden kann.
Sie belegen auch, wie kompliziert die Behandlung oftmals ist. 

Einige Patienten entwickelten Geschwüre und Perforationen (Löcher),
die eine Hornhauttransplantation erforderlich machten. Eine
mikrobielle Hornhautentzündung erfordert häufig die stündliche Gabe
von Antibiotika-Tropfen. In einem Fall geht es etwa um einen Mann,
der mit seinen Linsen mehrmals in der Woche geschlafen hat und mit
den Sehhilfen auch noch schwimmen ging. Nachdem sich seine Augen
gerötet hatten und er nur noch verschwommen sah, wurde er wegen
bakterieller und pilzartiger mikrobieller Hornhautentzündung
behandelt.

Weil sie mit Linsen geschlafen hatte, entwickelte eine Jugendliche
sogar ein Hornhautgeschwür am Auge. Das führte zur Narbenbildung. U
nd
bei einem Mann, der zwei Wochen lang die gleichen Linsen trug,
diagnostizierten die Ärzte eine perforierte Hornhaut sowie eine
bakterielle Infektion. Sein Auge konnte durch eine
Hornhauttransplantation gerettet werden.